Matthäus

Mt 5,4 C.H.Spurgeon Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Matth. 5, 4.

Es gibt eine Art von Leuten in der Welt, die immer traurig ist. Sie lassen sich's zwar nicht oft anmerken, dann ihr Meister hat ihnen geboten, wenn sie fasten, ihr Angesicht zu salben, damit sie nicht vor den Leuten zu fasten scheinen; aber doch - im Verborgenen vor ihrem Gott - da seufzen sie; sie hängen ihre Harfen an die Weiden; sie trauern erst über ihre Sünden und danach über die Sünden ihrer Zeit. Die Welt sagt von ihnen: "Sie sind trübsinnig, sie sind Finsterlinge; ich möchte um keinen Preis unter ihnen sein," und der ausgelassene Weltmensch speit sie fast an vor Verachtung. Denn was sind sie? Sie sind die Trauerweiden an den Wasserflüssen; aber er, wie die stolze Pappel, hebt sein Haupt hoch empor, und hin und her bewegt von dem Winde seiner Freude, rühmt er sich seiner stolzen Erhebung und prahlt mit seiner Freiheit. Hört, wie der aufgeputzte Jüngling dort mit seinem trauernden Freund spricht, der über sein Seelenheil bekümmert ist: "Was ist das für eine krankhafte Stimmung, in die Du geraten bist! Du tust mir leid! Du solltest den Arzt um Rat fragen. Du gehst ja wie ein Leichenbitter durch die Welt. Was für ein elendes Leben! Werde mir nur um alles in der Welt kein Kopfhänger!" So spricht die Welt; aber Christus kehrt die Welt um; denn grade die Leute, von denen ihr meint, daß sie trauern und Leid tragen, gerade die sind's, die sich freuen sollen. Denn so heißt's im vierten Vers: "Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden." Ja, du Kind der Welt, deine Freude ist wie das Krachen der Dornen unter dem Topf. Sie flammt auf und macht ein großes Getöse und bald ist sie aus. Aber "dem Gerechten muß das Licht immer wieder aufgehen und Freude den frommen Herzen." Oft geht dem Blick des Christen seine Sonne wieder unter. Wolken der Armut, der Schmach, der Verfolgung oder der inneren Not verhüllen ihren Glanz. Aber wenn der große Morgen der Ewigkeit anbrechen wird, so wird der Herr sein ewiges Licht und sein Gott sein Preis sein. O, ihr betrübten Seelen, seid fröhlich; denn mag die Welt auch weit über euch hinwegsehen, Christus hebt euch über ihre höchsten Höhen. Wenn Er die Welt umkehren wird, so sollt ihr getröstet werden, wie Er verheißen hat.





J.MacArthur "Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden" (Matth. 5,4).

Menschliche Sorgen sind natürliche und gesunde Empfindungen; aber hüte dich vor dem Klagen über unerfüllte sündige Begierden.

Die meisten Menschen unserer Gesellschaft haben eine Freizeitpark-Mentalität. Sie verbrauchen eine Menge ihrer Zeit und ihres Geldes für Unterhaltung; sie wollen das Leben genießen und vermeiden alle Probleme, wo immer möglich. Für sie klingt Matthäus 5,4 paradox. Wie kann ein Trauernder glücklich sein? Die Antwort liegt im Unterschied zwischen göttlichem und menschlichem Kummer. Göttlicher Kummer ist Trauer um Sünde - menschlicher Kummer ist Trauer über Schicksalsschläge oder Enttäuschungen (2. Kor. 7,8-11).

In Matthäus 5,4 redet der Herr von göttlicher Traurigkeit, die morgen unser Thema sein wird; aber wir alle haben es auch mit menschlichem Leid zu tun, so will ich heute kurz darüber reden.

Menschliche Trauer ist eine natürliche Gemütsbewegung. Unser Herr selbst war "ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut" (Jes. 53,3). Viele Dinge können der Anlass sein. Wir können wegen Liebeskummer, Enttäuschungen, Einsamkeit oder körperlichen Leiden trauern. An diesem Trauern ist nichts auszusetzen. Es ist ein gottgegebenes Sicherheitsventil für die Schmerzen und Leiden in dieser gefallenen Welt und fördert den Heilungsprozess.

Die Schrift liefert manches Beispiel für menschlichen Kummer. Abraham weinte, als seine Frau, Sarah, starb (1. Mo. 23,2). Unter Tränen verkündete Jeremia seine Gerichtsbotschaft (Jer. 9,1). Paulus zeigte seinen Kummer um die Kirche mit seinen Tränen (Apg. 20,31). Das ist natürlicher, gesunder Ausdruck menschlichen Schmerzes. Allerdings kann auch durch üble Begierden oder durch Mangel an Gottvertrauen Kummer ausgelöst werden. König Ahab trauerte so sehr, dass er schmollte und nichts aß, weil er den Besitz eines anderen nicht haben konnte (1. Kön. 21,4). Einige Christen trauern hemmungslos, wenn sie einen lieben Menschen verloren haben. Sie achten die Tröstung des Heiligen Geistes gering und konzentrieren sich auf ihren Schmerz. Extremes und lang hingezogenes Trauerverhalten ist sündig und muss bekannt und nicht in erster Linie getröstet werden.

Gott ist Seinen Kindern in Leidenszeiten besonders gnädig. Am Ende wird er allen Kummer und allen Schmerz für ewig wegtun (Offb. 21,4). Freue dich über diese Verheißung und tröste dich Seiner wunderbaren Gnade!





J.MacArthur "Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden" (Matth. 5,4).

Wenn deine Sünden vergeben sind, bist du ein glücklicher Mensch!

Zu menschlicher Trauer gehört das Klagen über eine tragische oder enttäuschende Wende der Ereignisse. In solchen Fällen werden die Gläubigen der helfenden und tröstenden Gnade Gottes versichert (2. Kor. 1,3-4). Wenn aber Jesus sagt: "Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden" (Matth. 5,4), bezieht Er sich auf göttliches Leid, zu dem das Trauern um die Sünde gehört.

Mit "Trauern" ist der stärkste griechische Begriff für den Ausdruck von Kummer übersetzt, der im Neuen Testament vorkommt. Er wurde bei der leidenschaftlichen Klage über den Verlust eines geliebten Menschen verwendet (z.B. in Mark. 16,10). David drückte diese Trauer aus, als er über seine Sünde klagte: "Als ich schwieg, zerfielen meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag. Denn Tag und Nacht lastete auf mir deine Hand; verwandelt wurde mein Saft in Sommerdürre" (Ps. 32,3-4). Sein Kummer und seine Verzweiflung machten ihn körperlich krank.

Zu dem Zeitpunkt war David keine glückliche Person; so wird denn auch das Glück, das die göttliche Trauer bringt, nicht in ihr selbst gefunden, sondern in der Reaktion Gottes auf sie. Wenn Paulus den Korinthern sagt: "Jetzt freue ich mich, nicht dass ihr betrübt worden, sondern dass ihr zur Buße betrübt worden seid; denn ihr seid nach Gottes [Sinn] betrübt worden ... Denn die Betrübnis nach Gottes [Sinn] bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil; die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod" (2. Kor. 7,9-10). Göttliche Trauer ist der Weg zu Buße und Vergebung.

Als David seine Sünden bekannt hatte, verkündete er mit großer Freude: "Glückselig der Mensch, dem die Übertretung vergeben, dem die Sünde zugedeckt ist! Glückselig der Mensch, dem der Herr die Sünde nicht zurechnet und in dessen Geist kein Trug ist!" (Ps. 32,1-2). Wenn du begriffen hast, dass deine Sünden vergeben sind, bist du ein glücklicher Mensch!

Wie gehst du mit deinen Sünden um? Leugnest du sie und versuchst sie zu verbergen oder trauerst du über sie und bekennst sie? (siehe Spr. 28,13).





J.MacArthur "Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden" (Matth. 5,4).

Sünde ist in Gottes Augen immer etwas Schreckliches.

Er lässt niemals "fünf grade sein" und nimmt sie nicht leicht. Satan will die Christen gegenüber der Abscheulichkeit der Sünde abstumpfen. Er möchte, dass du wegen deiner Sünden nicht mehr betrübt bist, sondern dich daran freust. Unmöglich? Viele, die das einmal dachten, sind seiner Macht zum Opfer gefallen. Gewöhnlich geschieht das nicht plötzlich. Nein, es ist ein schleichender, kaum wahrnehmbarer Prozess; aber das Endergebnis ist immer tragisch.

Wie kannst du immer hellwach gegenüber dieser Gefahr sein und dich selbst vor Zugeständnissen schützen? Erstens muss dir deine Sünde gegenwärtig sein. So sagt David: "Meine Sünde ist stets vor mir" (Ps. 51,5). Und Jesaja ruft aus: "Wehe mir, denn ich bin verloren. Denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich und mitten in einem Volk mit unreinen Lippen wohne ich" (Jes. 6,5). Petrus sagt zu Jesus: "Geh von mir hinaus! Denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr" (Luk. 5,8). Paulus nannte sich selbst den ersten der Sünder (1. Tim. 1,15). Diese Männer hatten eins gemeinsam: Sie waren sich ihrer Sündhaftigkeit bewusst und das trieb sie zu Gott, um Vergebung und Reinigung zu erhalten.

Zweitens: Erinnere dich der Bedeutung des Kreuzes. Wenn du irgendeiner Sünde erlaubst, sich in deinem Leben zu entfalten, hast du den gewaltig hohen Preis vergessen, den Christus zur Befreiung von dieser Fessel bezahlt hat.

Drittens: Mache dir klar, welche Auswirkung die Sünde auf andere hat. Der Psalmist sagt: "Wasserbäche fließen herab aus meinen Augen, weil man dein Gesetz nicht hält" (Ps. 119,136). Jesus klagte über Jerusalem: "Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel und ihr habt nicht gewollt" (Matth. 23,37). Sein Herz stöhnte wegen solcher, die der Sünde verfallen waren.

Schließlich: Schaffe alles fort, was deine Sensibilität gegenüber der Sünde mindert, wie absichtliches Sündigen, Gottes Vergebung gering achten, stolz sein, Gottes Gnade missverstehen oder die Sünde leicht nehmen. All dies würde deine geistliche Wachheit bald einschläfern und Satan die Möglichkeit geben, dich zu immer größeren Sünden zu verleiten.