Mt 3,8
C.Eichhorn
Gott will Frucht sehen
Tut rechtschaffene Früchte der Buße! Matth. 3, 8
Die Sinnesänderung muß sich beweisen mit der Tat. Reue
ist der erste Anfang. Aber mit der Betrübnis darf's nicht
sein Bewenden haben. Es müssen auch entscheidende Schritte
geschehen. "Was sollen wir tun?" fragten damals die
bußfertigen Leute den Täufer Johannes. Er forderte nichts
Außerordentliches von ihnen. Er hat ihnen nicht dieselbe
Lebensweise zugemutet, die er, der Täufer, führte. Er
verlangte nicht, daß sie sich aus ihren Verhältnissen heraus
und in die Einsamkeit begeben sollen. Was er ihnen auflegt,
klingt wie selbstverständlich. Den Zöllnern gebietet er
nicht, daß sie die Zollbank verlassen. Wohl aber schärft er
ihnen ein, daß sie nicht durch Unredlichkeit ihr Gewissen
beflecken. Ähnlich verfährt er mit den Soldaten, die
sich bei ihm befragen. Was er allen einschärft, ist
Barmherzigkeit mit den Notleidenden. Das Nächstliegende ist
das, was wir so leicht übersehen. Wenn einer erweckt wird,
denkt er: Nun muß etwas Außerordentliches geschehen. O nein!
Bleibe an dem Platz, wo dich Gott hingestellt hat, und siehe
zu, daß du ihn besser ausfüllst als bisher! Erzeige Treue im
Kleinen und tue gewissenhaft das Werk, das dir befohlen ist!
Darin beweist sich echte Sinnesänderung. Allerdings sind die
Früchte der Buße Anfangsfrüchte, aber auch von Gott gewirkt
(Apg. 11, 18). Der bußfertige Mensch zeigt, daß es ihm
Ernst ist, anders zu werden. So bemühte sich der Hauptmann
Kornelius, bevor er den Heiland fand, Gutes zu tun. Und Gott
sieht dies an. "Wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm
angenehm" oder, wie es eigentlich heißt, "genehm". Aus einem
solchen kann er etwas machen. Er kann ihn weiterführen und
ihm seinen Sohn Jesus Christus offenbaren. Aus dem Glauben
an Jesus kommt dann erst die Frucht des Geistes, weil sie
aus dem Geist Jesu entspringt. Es ist die Frucht, von der es
schon im Propheten Hosea heißt: "An mir wird man deine Frucht
finden." Nicht du bringst sie. Der HErr ist's, der sie in
dir hervorbringt. Frucht muß dasein, sonst gibt es keinen
Eingang in die Herrlichkeit. An der Pforte des Himmelreichs
steht außen angeschrieben: "Jesus nimmt die Sünder an."
Du darfst kommen, wie du bist, wenn du nur ein anderer
werden willst. Aber innerhalb der Pforte steht geschrieben:
"Sündige hinfort nicht mehr!" Wandle im Licht! Sei fruchtbar
in allem guten Werk! Am großen Gerichtstag gibt es nur zwei
Klassen: solche, die der Spreu gleichen, und solche, die als
gediegene Frucht erfunden werden. Die Spreu wird im Feuer
verbrannt. Die Frucht kommt in die himmlischen Scheunen.
Ist deine Frömmigkeit nur wie eine leere Hülse? Hat sie
den Schein ohne Kraft? Die Wurfschaufel Gottes scheidet
Spreu und Körner aufs genaueste. Gott bewahre uns vor dem
Scheinwesen und helfe uns zu einer Tatfrömmigkeit, die schon
bei der Bekehrung einsetzt und sich weiterhin unablässig in
guten Früchten auswirkt! Dann wird es heißen: "Sie kommen mit
Freuden und bringen ihre Garben."
L.Hofacker
Seht zu, bringt rechtschaffene Frucht der Buße. Mt. 3, 8.
Was ist eigentlich das Hindernis, das viele nicht über die
ersten Rührungen hinauskommen läßt? Daß das Wort Gottes alle
Sonntage einen Eindruck auf ihr Herz macht, das können sie
schon leiden; aber daß es Wurzel in ihnen fasse, daß es seine
durchsuchende, läuternde, scheidende und schneidende Kraft
an ihren Herzen bewiese: dazu lassen sie es nicht kommen;
dazu haben sie keine Geduld; dazu sind ihre Gedanken zu
ausschweifend; dazu haben sie das Eine zu lieb; in einen
Ernst zu Gott mögen sie nicht eingehen. Mit dem Christentum
spielen, es zu einer Sache machen, an der man gewissermaßen
seine Freude, aber freilich nur spielend und tändelnd eine
Zeit lang hat, das läßt sich die Natur schon noch gefallen;
aber es zur Hauptangelegenheit des Herzens machen, mit Bitten
und Flehen und Anhalten um die Gabe des heiligen Geistes vor
Gott treten, sich seine Sünden und Schanden willig ins Licht
stellen lassen, das ist nur wenigen bequem.
Weil aber doch durch das Wort der Wahrheit eine gewisse Unruhe
in das Herz gekommen ist, so sucht man dieser Unruhe auf
anderen Wegen abzuhelfen. Man tröstet sich selber, daß es doch
so schlimm nicht mit einem stehe; man habe doch seine Freude am
Wort Gottes, und möge auch gerne davon reden hören, aber man
sucht seine Ruhe in allerhand Werken. Man sucht sie im Lesen
erbaulicher Bücher, welches viele in ihrem Unverstand beten
nennen, oder man sucht sie darin, daß man zu andern Leuten
geht, die vom Christentum reden, und mit ihnen redet; oder
man sucht sie in allerhand Aufopferungen, die man sich um des
Reiches Gottes willen gefallen läßt. Dabei übt man sich um
die großen Werke des Fleisches nicht mehr aus, wie man es
vorher getan hatte; man flucht nicht mehr; man trinkt nicht
mehr; man treibt keine Unzucht oder Ehebruch mehr wie vorher,
und so richtet man ein Gebäude auf, das man Christentum nennt,
das aber nur so aussieht, von weitem betrachtet. Auf diesen
Schein hin fängt man an, sich unter die Frommen, unter die
Bekehrten zu rechnen; man will, daß man von jedermann dafür
angesehen werde, und wirft sich zuletzt gar zu einem
Unterweiser und Leiter der Blinden, zu einem Lehrer
anderer auf, und wenn man gleich tot in Sünden ist. Das
ist schrecklich. Solche Leute sind an dem Punkt angelangt,
an dem man zum grimmigsten Feind des Heilandes wird,
unter lauter Selbstbetrug und Schein des Christentums.
Herr, du wollst mich selbst bereiten,
wie in Zeit und Ewigkeiten
du dein armes Kind begehrst!
Du kannst kräftgen, stärken, gründen,
Mittel, Zeit und Wege finden,
da du mir dein Heil gewährst.
Ich will nach der Stille streben,
stets vor deinen Augen leben,
gib ein festes Herz mir nur,
daß ich stets aufrichtig handle,
lauter in der Liebe wandle,
als in göttlicher Natur.
Herr, bekehre auch die Meinen,
schreib sie zu der Zahl der Deinen,
führe sie zum wahren Licht;
sei durch deinen Geist geschäftig,
zeuch uns all von oben kräftig.
Zeig uns dort dein Angesicht.