Mt 3,6
C.Eichhorn
Das Bekenntnis der Sünde
Sie ließen sich taufen im Jordan und bekannten ihre Sünden.
Matth. 3, 6
Der Täufer forderte kein Sündenbekenntnis. Er legte es
niemandem als ein Gesetz auf. Die Leute taten es aus innerem
Drang. Sie mußten mit ihren bösen Dingen heraus ans Licht.
"Welche Sünden", fragt Luther, "sollen wir dem Beichtiger
bekennen?" Antwort: "Die wir wissen und fühlen im Herzen",
die uns auf dem Gewissen brennen und uns zur unerträglichen
Bürde geworden sind. Das Bekenntnis der Sünde soll nicht
eine Belastung, sondern eine Entlastung für die Seelen
sein. Was wir jetzt "Beichte" nennen, ist nichts anderes
als eine Vorbereitung für das Abendmahl. Ein allgemeines
Sündenbekenntnis ist kein Bekenntnis persönlicher Sünde.
Es ist sehr bequem, sich hinter dem allgemeinen Bekenntnis
zu decken und seine besonderen Sünden weiter zu verstecken. -
Das Bekennen der Sünde ist niemals ein Mittel, sich die Gnade
der Vergebung zu erwerben. Die Vergebung ist ein freies
Geschenk und ist nur geknüpft an eine aufrichtige Buße. Wohl
aber kommen wir in vielen Fällen leichter in den Besitz der
Vergebung, wenn wir uns unter vier Augen einmal aussprechen.
Wir können die Vergebung besser fassen. Gott segnet ein
solches Bekenntnis. -
Wer sich einmal entschließt, mit den dunklen Punkten
in seinem Leben ans Licht zu gehen, der beweist, daß es
ihm ganzer Ernst ist. Leicht ist es nicht, sich selbst
bloßzustellen. Die Scham hält zurück. Freilich ist es
eine falsche, hochmütige Scham. Man hat sich zuerst nicht
geschämt, Böses zu tun, und dann will man sich schämen, es
zu gestehen. Wie verkehrt! Wer unter gewissen Sünden leidet
und die Vorwürfe und Anklagen nicht loswerden kann, dem
können wir keinen besseren Rat geben, als sich gegenüber
einem Seelsorger oder sonst einem priesterlichen Herzen
auszusprechen. Fürchte nicht, daß man dich verachtet! Wer
selbst unter Sündennot zur Gnade durchgedrungen ist,
verachtet keinen Sünder, stellt sich neben jeden, auch den
Tiefstgesunkenen. Also nur heraus mit dem alten Unrat! Im
Bekennen liegt schon eine lösende Kraft. Und wer seine Sünde
ausspeit, in den kann die Gnade Gottes leichter einströmen.
- Es gibt Gebundenheiten, von denen man nicht loskommt. Auch
da ist es ratsam, sich offen auszusprechen. Wird man mit
einer Lieblingssünde nicht fertig und immer aufs neue
übermannt, bekenne man sie einem Bruder oder einer Schwester!
Es ist der erste Schritt zur Besserung. Die Fürbitte hilft
wesentlich mit. "Bekenne einer dem anderen seine Sünde und
betet füreinander!" Des Gerechten Gebet vermag viel. Wie
wohl ist es der Seele, die sich einmal gründlich
ausgesprochen hat! -
Gewiß muß zum Bekennen noch etwas hinzukommen. In Ephesus
bekannten viele ihre früheren Schlechtigkeiten. Aber sie
gingen auch noch einen Schritt weiter, sie brachten ihre
Zauberschriften und warfen sie ins Feuer. Beides gehört
zusammen: bekennen und sich trennen von dem, was nicht recht
ist. Wer so aus- und wegräumt, gelangt zu freudigem Glauben.