Mal 3,16
W.MacDonald
»Da redeten die miteinander, die den Herrn fürchteten, und
der Herr merkte auf und hörte. Und ein Buch der Erinnerung
wurde vor ihm geschrieben für die, die den Herrn fürchten und
seinen Namen achten.«Maleachi 3,16
Es ist gut möglich, daß man so beschäftigt ist, daß die
eigene Seele dabei verdorrt und unfruchtbar wird. Zuviel
Aktivität bringt uns dazu, daß wir uns zu sehr um unsere
eigene Arbeit und viel zuwenig um unseren Gott kümmern.
Prediger, die nicht viel Zeit allein in der Betrachtung des
Wortes Gottes und der Gemeinschaft mit dem Herrn verbringen,
verkünden bald nur noch eine Botschaft aus zweiter Hand, die
wenig oder gar keine geistliche Vollmacht mehr hat. Viele
Gläubige haben Angst davor, allein zu sein. Sie müssen immer
etwas mit anderen Menschen zusammen unternehmen, reden,
arbeiten oder reisen. Es wird gar keine Zeit mehr in
schweigender Betrachtung verbracht. Der Streß des modernen
Lebens treibt uns dazu an, immer ungeheuer aktiv zu sein,
Übermenschliches zu leisten. Wir entwickeln eine enorme
Triebkraft für Aktivitäten, die bald eine Eigendynamik
entfaltet, der wir nur schwer entrinnen. Das Leben scheint
ein dauerndes Vorwärtsdrängen zu sein, immer schneller, immer
weiter. Und das Ergebnis davon ist, daß wir gar keine
geistlichen Wurzeln mehr entwickeln. Wir spulen immer noch
die gleichen frommen Gemeinplätze ab, die wir anderen schon
vor 20 Jahren mitgeteilt haben.
Und doch gibt es auch die Menschen, die sich dazu zwingen,
aus diesem Wettlauf auszubrechen, die auch einmal Einladungen
ablehnen, die weniger wichtige Aktivitäten beiseite legen
können, um eine Weile allein mit ihrem Herrn zu verbringen.
Sie halten sich entschlossen eine Zeit frei für das Gebet
und das Nachdenken über Gottes Wort. Sie haben ein stilles
Versteck, wo sie den Lärm der Welt einmal abschalten und
mit dem Herrn Jesus ganz allein sein können.
Solche Leute gehen einen inneren Weg in enger Gemeinschaft
mit Gott. »Der Herr zieht ins Vertrauen, die ihn fürchten,
und sein Bund dient dazu, sie zu unterweisen« (Psalm 25,14).
Gott offenbart ihnen Geheimnisse, von denen wir in unserem
gehetzten Leben überhaupt nichts wissen. Er kann göttliche
Einsichten schenken in bezug auf Führungen im Leben, auf
Ereignisse im geistlichen Bereich und auf die Zukunft. Die
Menschen, die im Heiligtum Gottes wohnen, erleben die Nähe
Gottes in einer Weise, die diejenigen, welche in den Vororten
der Welt leben, sich gar nicht vorstellen können. Gerade dem
Jünger, der an der Brust des Herrn lag, wurde die Offenbarung
von Jesus Christus geschenkt.
Ich denke oft an die folgenden Worte von Cecil: »Ich sage
überall und zu allen: Du mußt ein Gespräch mit Gott in Gang
halten, sonst geht deine Seele zugrunde. Du mußt mit Gott
wandeln, sonst wird der Satan mit dir gehen. Du mußt in der
Gnade wachsen, sonst wirst du sie verlieren. Und du kannst
all das nur tun, wenn du diesem Ziel einen angemessenen Teil
deiner Zeit widmest und fleißig die geeigneten Mittel dafür
anwendest. Ich weiß nicht, wie es geht, daß manche Christen
nur so wenig innere Sammlung und Zurückgezogenheit haben.
Ich stelle fest, daß der Zeitgeist ein starkes Prinzip ist,
das Anpassung fordert. Ich sehe, wie er meine Gedanken in
seinem Strudel mit sich fortreißt und mich in den Abschaum
und Schmutz der fleischlichen Natur hineinzieht... Ich bin
dazu gezwungen, mich regelmäßig zurückzuziehen und zu meinem
Herzen zu sagen: 'Was tust du da? Und wo stehst du jetzt?'«