Hab 2,4
D.Rappard
Der Gerechte wird seines Glaubens leben.
Habak. 2,4.
Dreimal wird im Neuen Testament dieses markige Wort
wiederholt, das der alte Prophet Habakuk von seiner
Warte herab dem Volke Gottes verkündigt hat (Röm. 1, 17;
Gal. 3, 11; Hebr. 10, 38). Dieses Wort hat Martin Luther
geholfen, die letzten Fesseln zu sprengen, die ihn unter
dem Gesetz der Knechtschaft hielten, und hat ihn zu einem
Herold der Gnade gemacht. Als er am 31. Oktober 1517
seine Thesen an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg
schlug, war es eine Tat des Glaubens und ein Sieg des
Lebens. Mit todeswunder Seele hatte er einst auf dem Boden
seiner Klosterzelle gelegen und gerufen: ,,O, meine Sünde,
meine Sünde!" Da vernahm er die Botschaft der Vergebung. Er
g l a u b t e, und durch den Glauben l e b t e er. Und als
er später in mühsamem Ringen nach Heiligung die sogenannte
Pilatustreppe in Rom hinaufrutschte, da war es das Wort:
Der Gerechte wird seines Glaubens leben, das ihm die
Nutzlosigkeit seines Beginnens offenbarte und ihn frei machte.
Das ist der Weg des Glaubens. - Wie die Pflanzen aus
der Erde ihre Nahrung saugen, so ziehen Gottes Kinder aus
dem Nährboden der Gemeinschaft mit Jesus alles, was sie
bedürfen: Vergebung, Heiligung, Weisheit, Kraft. S i e
l e b e n a u s G l a u b e n.
Laß mich auch heute, Herr, aus Deiner Fülle
nehmen Gnade um Gnade, und durch den Glauben
leben!