Jon 3,9
Ch.Spurgeon
"Wer weiß, Gott könnte andern Sinnes werden, es sich gereuen
lassen und abstehen von seinem grimmigen Zorn, so daß wir
nicht untergehen!" Jona 3,9
Ihr werdet festgestellt haben, daß Jonas Botschaft keine
Verkündigung der Gnade enthielt; sie war nur ein kurzer
Richterspruch. Sie glich dem Geläut der großen Glocke, die
nur bei der Hinrichtung eines Verbrechers erklingt. Es war
nicht ein Ton von Barmherzigkeit darin. Es war die Trompete
des Richters, nicht die silberne Trompete, die das Jubeljahr
ankündigt. Keine Gnade leuchtete aus Jonas Augen, kein
Mitleid war in seinem Herzen. Er war mit einer
niederschmetternden Botschaft gesandt und entledigte sich
ihrer in niederschmetternder Weise. "Noch vierzig Tage, und
Ninive wird zerstört!" Ich sehe den König von Ninive, wie
er mit seinem Stadtrat eine Sondersitzung abhält, und höre
einen von ihnen sagen: "Wir haben wenig Hoffnung auf
Barmherzigkeit; denn es ist klar, daß Jona keine anbot. Wie
schrecklich er redete! Nicht eine einzige Träne hat er
vergossen! Ich bin überzeugt, daß Jonas Gott sehr gerecht
und streng ist. Er wird uns nicht schonen; wir werden
umkommen." Doch des Königs Antwort war: "Wer weiß? Du denkst
so, aber vielleicht können wir Gott besänftigen. Laß uns die
Hoffnung nicht aufgeben, denn 'wer weiß?'!"
Lieber Leser, willst nicht auch du mit Ninives König sagen:
"Wer weiß?" Willst du nicht nach Hause in deine Kammer gehen
und beten, denn "wer weiß?" Willst du nicht deine Bibel
nehmen und nach einem Wort der Verheißung suchen, denn "wer
weiß?" Du kannst noch begnadigt, noch angenommen werden und
hast die Möglichkeit, einst in der Ewigkeit Gottes Lob zu
singen. Die Tatsache, daß die Niniviten nichts von Gott
wußten, außer daß sie sein gerechtes Urteil über sich
vernommen hatten, mußte ihnen jede Hoffnung rauben. Wieviel
glücklicher sind wir dran, die wir wissen, daß Gott
barmherzig ist. Wie manches Mal haben wir schon aus dem
Munde Gottes gehört, daß er Gedanken des Friedens hat. So
gehe jetzt zu dem Herrn Jesus; glaube an sein rettendes Blut,
und noch heute können deine Sünden getilgt werden.
Ch.Spurgeon
"Wer weiß, Gott könnte andern Sinn es werden, es sich gereuen
lassen und abstehen von seinem grimmigen Zorn, so daß wir
nicht untergehen!" Jona 3,9
Ich möchte einige Gründe hervorheben, die uns bewegen
sollten, das Beispiel der Leute von Ninive nachzuahmen.
Unter früheren Regenten gab es die abscheuliche Sitte, daß,
wenn ein Mensch wegen Mordes hingerichtet wurde, man ihn
hängen ließ, damit jeder, der an der Richtstätte vorüberging,
die Strenge der Gerechtigkeit erkennen konnte. Während jene
am Galgen nur zur Abschreckung hängen blieben, möchte ich
von diesem schauerlichen Bild zu einem frohmachenden und
ermutigenden übergehen. Es hat Gott gefallen, Beispiele
seiner Barmherzigkeit vor uns aufzurichten, damit wir, sooft
wir sie sehen, denken sollen: Wenn solch ein schwerer Sünder
errettet worden ist, warum nicht auch ich? Ihr werdet ja
wohl die Gnade kennen, mit der Gott David begegnete. Gewiß
habt ihr nicht die Barmherzigkeit vergessen, welche Gott
einem der größten Sünder, Manasse, zuwandte. Auf die
begnadigten Sünder des Neuen Testamentes - vom Schächer
am Kreuz bis zu Saulus von Tarsus - brauche ich wohl nur
kurz hinzuweisen. Die zahllosen Beispiele von Gottes
Barmherzigkeit sollen uns ermutigen zu rufen: "Wer weiß?"
Wenn ein Mensch weiß, daß ihm nur eine einzige Hoffnung
bleibt, wie ängstlich klammert er sich dann daran fest! Wenn
ein Schwerkranker jedes Mittel ausprobiert hat und es mit ihm
zu Ende geht, so versucht er es auch noch mit der letzten
Arznei. Wenn die nicht hilft, muß er sterben. Könnt ihr
euch vorstellen, mit welcher Sorgfalt der Kranke die
Vorschriften des Arztes beachtet?
Nun, bei dir heißt es Christus oder die Hölle. Wenn dich
Christus nicht rettet, so bist du des Todes. Wenn das Kreuz
nicht dein Heil ist, so wird sich der Rachen der Hölle bald
über dir schließen. Entweder Christus oder die Verdammnis!
So ergreife den Herrn Jesus, erfasse ihn; er ist deine
letzte, deine einzige Hoffnung.