Hosea

Hos 12,5 A.Christlieb Wie wird man ein Überwinder? »Jakob kämpfte mit dem Engel und siegte, denn er weinte und bat ihn« (Hos. 12, 5). »Das Gelenk der Hüfte Jakobs ward über dem Ringen mit ihm verrenkt« (1. Mose 32, 26).

Den Namen »Gottesstreiter« und »Überwinder« möchten viele bekommen. Laßt uns an Jakobs Gebetskampf den Weg zur Erlangung dieses Zieles lernen! Drei Hinweise gibt er uns.

1. Jakob weinte

Was bedeuten diese Tränen Jakobs? Etwa rührende Gefühle? Wenn es darauf ankäme, würden viele Tausende auf dem Wege zur Überwinderkrone sein. Scharen von Menschen sind oft tief gerührt, werden aber doch niemals »Überwinder«. Jakobs Tränen bedeuten mehr. Sie bedeuten Schmerz. Was schmerzt ihn? Das, was jeden sündigen Menschen mit Weh erfüllt, wenn er Gott begegnet, nämlich: die sündliche Vergangenheit. Jakob hatte Grund zu weinen. In seinem Leben finden sich dunkle Flecken. Unlauter und listig ist er manchmal vorgegangen. Jetzt steht Gott vor ihm als sein Gegner, der mit ihm rechten will. Was soll Jakob machen? Soll er Gott überwinden, indem er sich selbst rechtfertigt und entschuldigt? Soll er Gottes Feindschaft abwenden, indem er sagt: »Meine Mutter Rebekka ist schuld gewesen, sie hat mich zur List angehalten«? Weist Jakob auf seine ehrliche, mühevolle Arbeit bei Laban hin (1. Mose 31, 6)? Beruft er sich darauf, daß er - dem göttlichen Befehl gehorsam - von Laban weggezogen sei (1. Mose 31, 13)? Nein, tausendmal nein. Durch Selbstentschuldigung überwindet man Gott nicht. Jakob »weint«. Das überwindet Gott. Wenn Gott bei einem Menschen Schmerz und Reue sieht, so läßt sich der heilige Gott von einem schwachen Geschöpf überwinden. Das ist der Weg zur Überwinderkrone. Die große Sünderin ging ihn, als sie bei Jesus Tränen vergoß (Luk. 7, 37 u. 38). Petrus wandelte auf diesem Pfad, als er hinausging und bitterlich weinte (Matth. 26, 75). Daß wir doch lernten, über unsere Vergangenheit den Stab zu brechen! Daß wir gar nichts mehr anzubringen hätten vor dem wider uns stehenden Gott als Bußtränen! Dann würden wir bald, wie Jakob, einen Segen erlangen.

2. Jakob bat Gott

Während die Tränen auf die reuige Abkehr von der sündlichen Vergangenheit hindeuten, weist der Ausdruck »bitten« auf die ausgestreckte Bettlerhand hin, die den neuen Segen aufnehmen möchte. Jakob selbst hat nichts Gutes zu bringen. Er spürt aber, daß Gott ihm etwas Gutes zu geben hat. Er weiß, daß es einen Segen gibt, den er unbedingt haben muß, und um diesen Segen fleht er. Das ist der Weg zur Überwinderkrone. Wie der verlorene Sohn nicht nur seine in den Himmel reichenden Sünden bekannte, sondern Aufnahme suchte im Vaterhaus (Luk. 15, 20 u. 21), so wollen auch wir es wagen, aufgrund des teuren Gotteswortes um Jesu willen Segen und Erbarmung zu erflehen. Wie gerne reicht Gott sie dem ärmsten Sünder dar! Wie mancher ist Überwinder geworden auf diesem heiligen Weg: weinen und bitten, Schmerz tragen über die Vergangenheit und dennoch nicht verzagen, sondern Gottes Erbarmen erflehen!

3. Jakob ließ sich die eigene Kraft lähmen

Dieses Dritte gefällt nicht jedem. Es ist aber auch nötig, wenn man den Titel eines wahren Gottesstreiters erhalten will. Jakobs eigene Kraft wurde zerbrochen. Seine Hüfte wurde ihm verrenkt über dem Kampf mit Gott. Wie verschieden sind doch die Helden im irdischen Leben von den Helden vor Gott! Zu äußerem Heldentum gehört möglichst große eigene Kraft. Zu göttlichem Heldentum ist diese gerade hinderlich. Gott zerschlägt uns alles Selbstvertrauen. Die Hüfte, die »gelähmt« werden muß, ist bei dem einen diese, bei dem andern jene verkehrte Eigenschaft. Gottes Kraft ist eben nur in den Schwachen mächtig. Als Mose in seinen eigenen Augen unbrauchbar geworden war, konnte Gott ihn brauchen (2. Mose 3, 10-12). Unsere eigene Kraft ist ein Hindernis zur Erlangung des Überwindernamens. Durch Weinen, Bitten und Schwachwerden hat Jakob den Namen eines Gotteshelden bekommen. Wohl uns, wenn wir uns auch diesen Jakobsweg führen lassen!