Dan 9,4
A.Christlieb
Ein dreifacher Stützpunkt für das Gebet
Daniel 9, 4-19
Als Daniel sein Gebet vor Gott brachte, befand sich sein
Vaterland in einem trostlosen Zustand. Gottes Gerichte lagen
auf dem Volk Israel. Nirgends konnte ein menschliches Auge
Hilfe erblicken. Daniel machte sich auf, für sein Vaterland
betend einzutreten. Aber, woraufhin sollte er wagen, für
das Volk einzutreten? In dessen Zustand lag nichts, worauf
Daniel sich bei der Fürbitte hätte stützen können. Keinerlei
Besserung des Volkes, keine Änderung in der Gesinnung der
Feinde war zu merken. Doch siehe: Trotz alledem hat Daniel
einen dreifachen Ankergrund für sein Gebet gefunden.
1. Daniel stützt sich auf das Wort Gottes
Eine Verheißung im Buch Jeremia (V. 2) gibt ihm die
Freudigkeit, vor Gott zu treten. Statt über die traurigen
Verhältnisse seiner Zeit zu grübeln, liest er aufmerksam
in seiner Bibel. Er findet ihre Wahrheit überall bestätigt.
Der Anblick der furchtbaren Gerichte Gottes macht ihm die
Zuverlässigkeit des göttlichen Wortes noch fester und
gewisser. Immer wieder betont er, daß dieses Wort sich genau
erfüllt (V. 11-13). Je dunkler die Zeitlage war, desto
heller leuchtet Gottes Wort. Auf dieses Wort dürfen auch wir
uns stützen. Wohl allen, die sich Licht geben lassen über
seine Herrlichkeit und Wahrheit! Sie haben den Trost und
Anker, der allein in dieser Zeit hilft und beten lehrt.
2. Daniel stützt sich auf die Barmherzigkeit Gottes
Er erkennt richtig Gottes gerechten, heiligen Zorn über
die Sünde und Gottes Erbarmen über den Sünder, der sich zu
ihm bekehren will. Dieses Verständnis gibt ihm Freudigkeit
und Wahrheit zum erfolgreichen Beten. Statt wider Gott zu
hadern, gibt er Gott auf der ganzen Linie recht und beugt
sich unter all sein Tun. Er bekennt sein und seines Volkes
Sünde, die dieses Gericht nötig machten, und dann - fleht
er um Erbarmung, Vergebung und Gnade.
Hier liegt ein Hinweis auch für uns. Wenn alle Türen
verschlossen scheinen, so weiß der Glaube, daß für ein
wahrhaft bußfertiges Gebet immer noch ein Türlein geöffnet
ist. Wenn ein demütiger Beter nicht auf seine Gerechtigkeit,
sondern auf Gottes große Barmherzigkeit sich stützt, so hat
er einen Ankergrund, der nie versagt.
3. Daniel stützt sich auf die Ehre Gottes
Gott hat sich selbst einen Namen gemacht durch die Ausführung
Israels aus Ägypten (V. 15). Er hat Jerusalem »seine Stadt«
und Israel »sein Volk« genannt (V. 16-19). Das macht Daniel
Mut zu sagen: »Herr, verzieh nicht "um deiner selbst
willen".« Daniel weiß, daß er so zum Ziel kommt. Gott kann
seinen Namen nicht in Unehre lassen. Daniel erkennt, daß die
Ehre des Namens Gottes eine Erhörung seines Gebetes nötig
macht. Das gibt ihm bei aller Demut doch eine heilige
Festigkeit, die sich nicht abweisen lassen kann.
Daniel wurde so der Beter, der mehr zuwege brachte als alle
klugen Politiker seiner Zeit. Er war ein Mann, der den
Himmel in Bewegung setzte von seinem Kämmerlein aus, indem
er sich auf Gottes Wort, Gottes Erbarmen und Gottes Ehre
stützte.
Wohl uns, wenn wir in seine Fußstapfen treten!
J.MacArthur
"Ich betete zu dem Herrn, meinem Gott, und bekannte ..."
(Dan. 9,4).
Gott wird nie auf selbstgerechte Gebete reagieren.
In Lukas 18 erzählt der Herr Jesus eine Geschichte vor
Leuten, die sich auf ihre eigene Gerechtigkeit verließen.
Er sagt: "Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu
beten, der eine ein Pharisäer und der andere ein Zöllner.
Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Gott, ich
danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen der Menschen:
Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner.
Ich faste zweimal in der Woche, ich verzehnte alles, was ich
erwerbe. Der Zöllner aber stand weitab und wollte sogar die
Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine
Brust und sprach: Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!" (die
Verse 10-14).
Ohne Gottes Barmherzigkeit können wir nicht in Seine
Gegenwart gelangen. Der Zöllner wusste das und bat daher um
Vergebung. Der Pharisäer versäumte das und ging ohne
Vergebung davon.
Wie der Zöllner nahte sich Daniel zu Gott in einer Haltung
des Bekennens und der Selbstverleugnung. Er hätte Gott auch
an die vielen Jahre treuen Dienstes in Babylon erinnern
können; aber das kam ihm nicht in den Sinn. Er wusste, dass
in ihm selbst nichts war, womit er sich bei Gott hätte
empfehlen können. Sein Denken war einzig davon beherrscht,
für sich und sein Volk Gnade zu erflehen, damit Gottes
Vorsätze durch sie verwirklicht werden könnten.
Als Christ hast du das wunderbare Vorrecht, mutig in die
Gegenwart Gottes treten zu dürfen "mit wahrhaftigem Herzen
und in voller Gewissheit des Glaubens" (Hebr. 10,22). Dies
Vorrecht gründet in der Gnade Gottes durch das Opfer Christi
und lässt für Anmaßung und Selbstgerechtigkeit keinen Raum.
Denke beim Beten immer daran, damit du nicht unbemerkt in die
Rolle des Pharisäers schlüpfst.
J.MacArthur
"Ich betete zum Herrn, meinem Gott, und ich bekannte..."
(Dan.9,4).
Bekenntnis bringt Vergebung und hält Rechnung mit Gottes
Wesen.
Sündenbekenntnis bedeutet: Du stimmst mit Gott überein, dass
du Seine Heiligkeit beleidigt und darum Strafe verdient hast
und Vergebung brauchst. Genau das sehen wir bei Daniel in
den Versen 5-16. Vers 20 fasst sein Gebet zusammen, wo es
heißt: "Während ich noch redete und meine Sünde und die
Sünde meines Volkes Israel bekannte und mein Flehen für
den heiligen Berg meines Gottes vor dem Herrn, meinem
Gott, hinlegte ..."
Im Unterschied zu manchen, die unter Gottes Züchtigung
leiden, versuchte er nicht, die Schuld an der Misere Israels
auf andere zu schieben. Stattdessen erkannte er an, dass
sein Volk absichtlich ungehorsam gewesen war und Gottes Wort
und die Propheten beiseite geschoben hatte, wodurch es sich
selbst das Gericht zuzog. Früher waren sie ein von Gott
gesegnetes Volk; jetzt waren sie Fremdlinge und Gefangene in
einem fremden Land. Gott hatte Seine Drohung wahrgemacht,
sie zu verfluchen, wenn sie nicht gehorchen würden (5. Mo.
28,15).
In den Versen 12-15 untersucht Daniel die Folgen der Sünden
Israels, zu denen auch die Gefangenschaft zählt und die
Schuld, die das Volk wegen seiner arroganten Haltung und
seiner Weigerung, Buße zu tun, auf sich geladen hatte.
Vers 14 beleuchtet den wohl wichtigsten Aspekt dieses
Bekenntnisses - Daniels Feststellung: "Der Herr, unser
Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er tut." Die
Heidenvölker wussten, dass Israel Gottes auserwähltes Volk
war. Ganz sicher warf der Fall Jerusalems Fragen über das
Wesen Gottes auf: Was ist das für ein Gott, der untätig
zusieht, wie Sein Volk vernichtet und Sein Tempel zerstört
wird? Welchen Nutzen bringt es, einen solchen Gott zu haben?
Daniel antwortet darauf sinngemäß: "Gott ist gerecht in
allem, was Er tut. Wir haben diese Strafe verdient, darum
werft Ihm keine unrechten Handlungen vor."
Bekenntnis erfüllt also einen zweifachen Zweck: Es bringt
Vergebung und es befreit Gott von der Anklage, böse oder
ungerecht zu handeln, wenn Er straft.
Dies Gebet des Daniel hatte seinen besonderen Ort in der
Geschichte Israels; aber zweifellos war das Bekennen ein
fester Bestandteil seines Lebens. Du solltest diesem
Beispiel folgen. Warte nicht erst auf eine Katastrophe,
ehe du mit dem Bekennen deiner Sünden beginnst. Mache es
zu einer täglichen Praxis.
J.MacArthur
"Ach Herr, du großer und furchtbarer Gott, der Bund und
Güte denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten
... Bei dir, o Herr, ist die Gerechtigkeit ... Bei dem
Herrn, unserem Gott, ist das Erbarmen und die Vergebung"
(Dan. 9,4.7.9).
Gottes Wesensmerkmale bestätigen unsere Gebete.
Vor der babylonischen Gefangenschaft hatte Gott Sein Volk
davor gewarnt, die götzendienerischen Wege ihrer Unterdrücker
zu gehen, deren Götter nur Götzen sind, die weder hören noch
aus dem Elend erretten können (Jes. 46,6-7).
In deutlichem Kontrast dazu liebt uns unser Gott und erlöst
uns von dem Übel. Wenn wir unsere Sünden bekennen und für
andere eintreten, hört und antwortet Er. In Jesaja 45,21-22
sagt Er: "Sonst gibt es keinen Gott außer mir. Einen
gerechten und rettenden Gott gibt es außer mir nicht."
In seinem Gebet erwähnt Daniel mehrere Merkmale Gottes, die
sich unmittelbar auf die Erhörung von Gebeten auswirken. In
Vers 4 nennt er Ihn den "großen und furchtbaren Gott". Da
sehen wir Seine Kraft und Majestät. Du kannst vertrauensvoll
beten, weil Gott stark genug ist, deine Umstände zu
verändern, wenn es in Seinen Plan passt.
Gottes Treue finden wir in dem Ausdruck "der Bund und Güte
bewahrt" (Vers 4). Er macht alle Verheißungen wahr. Mit
Israel hatte Er einen Bund gemacht, dass, wenn sie Buße
täten, Er ihnen vergeben würde (5. Mo. 30,1-3). Er hat
ihnen versprochen, sie nie zu verlassen (5. Mo. 31,6; Hebr.
13,5).
Gottes Liebe kann man an der Barmherzigkeit sehen, die Er
denen erweist, die Ihn lieben (Vers 4). Seine Gerechtigkeit
und Heiligkeit leuchtet aus dem Ausdruck "bei dir, o Herr,
ist die Gerechtigkeit" (Vers 7). Gott handelt immer voll
Liebe und Gerechtigkeit. Er macht niemals einen Fehler
(1. Mo. 18,25).
Vers 9 erwähnt zwei weitere Attribute: Erbarmen und
Vergebung. Er hat Mitleid mit dir und vergibt so, dass Er
all deine Übeltaten austilgt, indem Er die Strafe aufhebt,
die deine Sünden dir eingebrockt haben. Er versöhnt uns mit
sich selbst zu seliger Gemeinschaft.
Welch einem gnädigen Gott dienen wir! Freue dich Seiner
Liebe und verlasse dich auf Seine Verheißungen. Er wird
dich niemals versäumen.