Dan 9,3
J.MacArthur
"Ich richtete mein Gesicht zu Gott, dem Herrn, hin, um [ihn]
mit Gebet und Flehen zu suchen, in Fasten und Sack und Asche"
(Dan. 9,3).
Je besser du Gottes Heiligkeit begreifst, umso deutlicher
wird dir deine Sündhaftigkeit bewusst.
Die Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen vom Gebet.
Für manche ist es der letzte Versuch, wenn alle menschlichen
Möglichkeiten erschöpft sind: "Jetzt kann ich nur noch für
dich beten!" Andere betrachten es wie einen Ersatzreifen -
etwas, was man nur in Notfällen benutzt. Viele, die eifrig
beten sollten, sind durch die Selbstgefälligkeit unserer
gottlosen Wohlstandsgesellschaft schläfrig gemacht worden.
Daniel dagegen sah im Gebet die Möglichkeit, das Mitleid
seines brennenden Herzens vor dem Gott auszudrücken, den er
liebte und dem er diente. In Daniel 9,3 sagt er: "Ich
richtete mein Angesicht zu Gott, dem Herrn, hin, um [ihn] mit
Gebet und Flehen zu suchen." Das bedeutet: Er reservierte
eine bestimmte Zeit für bedachtes, ernstes und dringliches
Gebet. Das zeigt sich außerdem durch seine Vorbereitung
dazu, indem er fastete und in Sack und Asche einherging - den
Bildern tiefer Demütigung und des Leidtragens wegen der
Sünde.
Es mag eigenartig erscheinen, dass ein Mann von der
geistlichen Statur eines Daniel von Sündenbewusstsein
überwältigt ist; aber je näher man Gott kommt, umso
deutlicher wird einem die eigene Sündhaftigkeit. Wir sehen
das bei Paulus, der sich den "ersten der Sünder" nennt
(1. Tim. 1,15). Das mag uns sonderbar erscheinen; aber Paulus
sah die Sünde als das an, was sie ist und Daniel tat dies
ebenso.
Der Titel "Gott, der Herr" in Vers 3 betont Gottes souveräne
Herrschaft über alle Dinge. Daniel wusste, dass Gott die
babylonische Gefangenschaft zugelassen hatte und dass nur Er
das Volk daraus erlösen konnte. Darum wandte er beim Beten
Gott seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu und bat um
Barmherzigkeit für sich und sein Volk.
Daniels Inbrunst weist so manche Leichtfertigkeit zurecht,
mit der heute das Gebet gehandhabt wird. Es hatte
"Tiefgang", weil es durch Gottes Wort hervorgerufen und auf
Gottes Willen gegründet war.
Jakobus 5,6 sagt: "Viel vermag eines Gerechten Gebet in
seiner Wirkung." Sei wie Daniel: ein Gerechter, der ernstlich
und mit starker Wirkung betet!