Dan 6,26
J.Kroeker
Von der Erkenntnis Gottes.
"Darauf schrieb der König Darius an alle Völker, Stämme und
Zungen, die auf der ganzen Erde wohnten: Euer Friede nehme
zu. Es ist von mir ein Befehl erlassen worden, dass man im
ganzen Bereich meiner Herrschaft sich vor dem Gott Daniels
fürchten und scheuen soll, denn Er ist der lebendige Gott,
welcher ewig bleibt; sein Königreich ist unvergänglich und
seine Herrschaft hat kein Ende." Dan. 6,26 f.
Das war die köstliche Frucht, die Daniel durch seine Leiden
in der Welt wirkte. Sie bedeutete für Darius und seine Zeit
unendlich mehr, als es uns erscheinen mag. Von ihr hing
Israels fernere Zukunft ab. Daniel hatte nicht nur für sich,
er hatte für sein ganzes Volk gelitten und den Weg geebnet,
dass die Stunde der Befreiung für die Schmachtenden und
Weinenden an den Bächen Chebars, d.h. für die Exilgemeinde
in der babylonischen Provinz, nahen konnte.
Denn wäre Daniel umgekommen oder hätte er sich in seinem
Umgang mit Gott nicht bewährt, der zu diesem Leiden führte,
dann hätten die Feinde Daniels gesiegt. Unter deren Einfluss
wäre die nächste Zukunft der Herrschaft Darius' unter eine
Israel feindliche Haltung gekommen. Menschlich gesprochen
hätte bei solch einer politischen Entwicklung auch der
Großkönig Cyrus nicht daran denken können, die gefangenen
Juden in ihre Heimat zu entlassen, damit sie daselbst die
Stadtmauern Jerusalems wiederherstellen konnten.
Da jedoch Daniel sein Leben Gott zur Verfügung stellte, damit
es Ihm als ein Gefäß der Barmherzigkeit und der Offenbarung
diene, so konnte Gott auf ganz natürlichem Weg in den Gang
der politischen Ereignisse eingreifen. Die Feinde Israels
offenbarten ihre Blöße, verloren das Vertrauen des Königs,
wurden bestraft um ihrer List und ihres Betruges willen, und
"Daniel ging es fortan gut unter der Regierung Darius und
unter derjenigen des Kores, des Persers." Denn wir gehen wohl
nicht fehl in der Annahme, dass all diese Ereignisse mit jene
hochpolitische Basis vorbereiten halfen, dass bald danach der
merkwürdige und hochherzige Erlass des Cyrus herausgegeben
wurde, welcher den Gefangenen die Heimkehr aus dem Land der
Knechtschaft in das Land der Väter gestattete. Wie einst
durch die Schuld der Führenden des jüdischen Volkes das ganze
Land samt dem heiligen Überrest unter die Herrschaft Babels
und der Welt gekommen, so erlangte durch die Bewährung und
durch den Dienst Daniels das ganze Volk seine Freiheit und
seine Heimat wieder. Wir ahnen mithin nicht, von welch weit
tragender, ja weltgeschichtlicher Bedeutung es unter Gottes
Führung eines Tages werden kann, wenn sowohl die Einzelnen
als auch die Gesamtkirche Christi immer neu sich bewähren als
Begnadete, die mit ihrem Leben und Dienst vor Gott stehen.