Dan 4,22
J.Kroeker
Von seinen Gerichten.
"Es werden sieben Zeiten über dich ergehen, bis dass du
erkennst, dass der Höchste Gewalt hat über das Königtum
der Menschen und es gibt, wem Er will." Dan. 4,22.
Die Sprache der Ewigkeit erfasst nur, wer in ihr zu Hause
geworden ist. Gottes Offenbarungssprache kann immer wieder
nur von denen verstanden werden, die Gott in sein Vertrauen
hineinzuziehen und durch seinen Geist zu erleuchten
vermochte. Wem der Herr nicht das Ohr öffnen konnte,
der suchte vergeblich nach einer geübten Zunge, um zur
rechten Zeit die Müden mit Worten erquicken zu können.
Prophetenvollmachten waren stets das Geheimnis göttlicher
Geisteswirkungen. Auch Daniel empfand sich nicht weiser
als die anderen Weisen Babels. Er kannte aber Gott, der
Geheimnisse offenbart.
Nebukadnezar blieb auch diesmal nicht ohne jenes Licht, mit
dem Gott ihm zu seinem Heile dienen wollte. Gott richtet
nicht, um gerichtet zu haben. Er möchte durch die Warnung
vor dem Gericht den Menschen bewegen, dass er jenen Sinn und
jenes Leben ändere, die das Gericht zu einer innerlichen
Notwendigkeit machen. "Und zuletzt kam auch Daniel, in
welchem der Geist der heiligen Götter ist; vor dem erzählte
ich meinen Traum."
Die Welt wird fertig, wo es sich um ihr Sündenleben,
ihre Torheiten, ihr eigenes Geistesleben und dessen
Kulturschöpfungen handelt, auch ohne den Propheten Gottes.
Die lange und große Regierungszeit, die so voll war von
gewaltigen Geistesschöpfungen zur Hebung des Glanzes und des
Ruhmes der damaligen Weltstadt Babel, weiß nichts von Daniel
und seinen Freunden zu berichten. Das Reich Gottes war zu
allen Zeiten in seinen Trägern besonders dann in unscheinbare
Knechtsgestalt gehüllt, wenn die Staaten der Welt sich in den
Höchstleistungen ihrer Macht und ihres Glanzes bewegten.
Aber die Welt kann den Dienst der Kinder des Lichts nie
entbehren, wo es sich um ihre Not, ihre Gesundung und Rettung
handelt. Was bedeutete es für Nebukadnezar und seine Tage,
dass ein Daniel dem König nicht nur das drohende Gericht,
sondern auch die Grenze des Gerichts im Voraus nennen konnte:
"Bis du erkannt hast!" Wenn Daniel dieses nicht erfasst
hätte, wie nahe hätte es gelegen, dass ein Nebukadnezar in
seiner Krankheit, die offenbar mit einem Wahnsinn aufs engste
zusammenhing, völlig verzweifelt wäre. Nun wusste er aber,
wenn sich lichte Augenblicke in seinem Zustand einstellten:
"Bis dass du erkannt hast!" Welch ein Evangelium der Hilfe
und Rettung leuchtete nicht durch dieses kurze Wort in die
dunkelste Nacht Nebukadnezars hinein. Es war das Wort, das
ihn im Zustande seiner Krankheit vor der Verzweiflung
bewahrte und ihm den Weg zu seiner Rettung zeigte.