Dan 3,24
J.Kroeker
Von seiner bleibenden Gegenwart.
"Nebukadnezar sprach erregt zu seinen Nöten: Haben wir nicht
drei Männer gebunden ins Feuer geworfen? Sie antworteten
und sprachen: Gewiss Herr König! Er antwortete und sprach:
Siehe, ich sehe vier Männer frei umherwandeln mitten im Feuer
und es ist kein Schaden an ihnen, und die Gestalt des Vierten
gleicht einem Sohne der Götter!" Dan. 3,24-25.
Es gab in der Geschichte je und je Verhältnisse, Gerichte,
Leidenswege, in denen der Glaube wandeln konnte, das Fleisch
aber seinen Untergang erlebte. Während die Männer, die
Sadrach, Mesach und Abed-Nego auf Befehl Nebukadnezars zum
Feuerofen hinauftragen mussten, von der Glut des Feuers
vernichtet wurden, fielen die drei Freunde Daniels zwar
gebunden in denselben hinein. Das Feuer jedoch verzehrte
sie nicht, es löste nur. Zum Schrecken des Königs gingen sie
frei und gelöst im Feuerofen umher. So gibt es Wege, wo das
Fleisch sein Gericht, aber der Glaube seine Befreiung erlebt.
Denn alles, was die siebenfach gesteigerte Glut den Freunden
hatte nehmen können, das waren die Fesseln, mit denen sie
eine sich allmächtig wähnende Welt in ihrer Leidenschaft
gebunden hatte. Gebunden gingen sie in den Glutofen, gelöst
kamen sie heraus. Es war nicht einmal ein Brandgeruch an
ihnen zu merken. Das ganze Geheimnis ihrer Bewahrung auch im
Glutofen der Welt bestand aber in der Gegenwart des Vierten.
Gott in seiner Gegenwart steht jenseits der Vollmachten
dieser Welt. Er lässt sich in seinen Kräften, in seinen
Handlungen und mit seinen Boten nicht binden durch irgendeine
Macht der Welt. Er verklärt durch seine Gegenwart auch den
dunkelsten Weg und gestaltet ihn zu einer Pforte des Lebens.
Gottes Verhalten zu Daniels Freunden wurde nicht verändert
durch die Leidenschaften, in denen die babylonische Weltmacht
zu diesen sprach. So erlebte das Reich Gottes bis heute
vielfach gerade da am stärksten seine Erlösung, wo die
Welt ihre schwersten Gerichte erlebte. Ägyptens Wehen
wurden einst Israels Heil. Unser Freund und Mitarbeiter
Marzinkowskij kann uns in seinem Buch 1) aufgrund seiner
Erfahrungen und Erlebnisse im Gefängnis in Sowjetrussland die
große Wahrheit zurufen: Mit Gott ist man auch im Gefängnis
frei! Dies wird fassbar, sobald unserem Glauben feststeht,
dass Gott sich innerhalb seiner Schöpfung als absoluter Herr
aller Dinge erweist. Er verwandelt Fluch in Segen, Tod in
Leben, den Feuerofen Babels in Befreiung von den Fesseln der
Welt. Mit Ihm wird auch der dunkle Weg licht, verwandeln
sich die Leiden in Segen. Die Welt mit ihren inneren und
äußeren Spannungen ist daher immer wieder durch Menschen
überwunden worden, deren unbedingtes Vertrauen Ihm galt,
der größer ist als die Welt.
1) "Gotterleben in Sowjet-Russland", Brunnen-Verlag, Gießen.