Hes 33,22
C.H.Spurgeon
,,Und die Hand des Herrn war über mir des Abends."
Hes. 33, 22.
Der Herr kann vielleicht seine Hand über uns halten zum Gericht,
und dann geziemt's mir, über die Ursache einer solchen
Heimsuchung nachzudenken und auf das Schlagen der Rute zu achten
und auf Den, der sie braucht. Ich bin nicht der einzige, der in
Zeiten der Dunkelheit solche Züchtigung erfährt; dann lasset
uns demütig uns in solche Züchtigung ergeben und es unser
sorglichstes Anliegen sein, wie wir dadurch gefördert werden.
Aber des Herrn Hand kann auch noch in andrer Weise empfunden
werden; Er kann unsre Seele stärken und unsern Geist heben und
emportragen zu dem, was ewig und unvergänglich ist. Ach, daß ich
doch erfahren dürfte, daß der Herr also mit mir umgeht! Ein
Gefühl der göttlichen Gnadengegenwart und Inwohnung trägt den
Geist zum Himmel empor wie auf Adlers Fittichen. In solchen
Zeiten sind wir bis zum Rande mit geistlicher Freude erfüllt, und
wir vergessen darob alle irdischen Sorgen; der dienende Leib
harrt am Fuße des Berges, und der frei waltende Geist betet an
auf dem Gipfel der heiligen Höhe in der Gegenwart des Herrn.
Ach, daß doch eine selige Zeit göttlicher Gemeinschaft mir heute
abend zuteil würde! Der Herr weiß, wie sehr ich's bedarf. Die
mir verliehenen Gnadengaben lechzen, mein Verderben stürmt auf
mich ein, mein Glaube ist schwach, meine Andacht kalt; Ursache
genug, daß Er mir seine heilende Hand auflegen sollte. Seine
Hand vermag die Hitze meiner brennenden Stirn zu kühlen und die
Aufregung meines pochenden Herzens zu stillen. Seine herrliche
Rechte, die das Wort geschaffen hat, kann auch meinen Geist
erneuern; die unermüdliche Hand, welche der Erde mächtige
Pfeiler trägt, ist stark genug, auch meinen Geist zu tragen; die
liebende Hand, die alle Heiligen umfaßt, liebkost auch mich; und
die gewaltige Hand, die den Feind zerschmettert, kann auch meine
Sünden überwinden. Warum sollte ich nicht heute abend diese Hand
auch fühlen? Komm, liebe Seele, flehe zu deinem Gott mit der
mächtigen Bitte, daß die Hände Jesu um deiner Versöhnung willen
seien durchgraben worden, so wirst du gewiß dieselbe Hand auch
fühlen, die den Daniel anrührte und ihn aufrichtete, damit er
die Gesichte Gottes ertragen könne.