Jer 18,6
D.Rappard
Siehe, wie der Ton ist in der Hand des Töpfers, also
seid auch ihr in meiner Hand.
Jer. 18,6.
Der Zusammenhang, in dem dieses Wort steht, zeigt uns,
daß der Herr einen Plan hat mit den Völkern wie mit
Einzelnen. Wir Menschen sind in seiner Hand wie Ton in der
Hand des Töpfers. Wohl denen, die sich dieser guten, weisen
Hand willig überlassen, dem zartesten Druck seiner Finger
nachgeben, damit er aus ihnen machen kann, was ihm wohlgefällt.
Dies Wort ist einmal einer entmutigten Seele zu ganz
besonderem Trost und Segen geworden. Sie mußte zurückschauen
auf ein vielfach verfehltes Leben. In dem Bilde des
,,mißratenen Topfes" (V. 4) sah sie s i c h s e l b s t und
fühlte mit tiefer Beschämung, daß sie oftmals widerstrebt und
nicht das geworden war, was Gott und Menschen von ihr erwarten
durften. Da las sie weiter: ,,Er machte einen andern Topf
daraus". Eine neue Hoffnung erwachte: ,,Könntest Du, großer
Töpfer, auch aus mir, dem mißratenen Gefäß, ein neues,
dem Hausherrn gebräuchliches machen?" Bußfertig und vertrauend
gab sie sich in des Meisters Hand, und sie wurde nicht
getäuscht.
Vielleicht weckt ein zu Ende eilendes Jahr in dem einen
oder anderen Herzen ähnliche Gedanken. Der Weg der Hilfe
ist noch offen. D e r T ö p f e r i s t n o c h a n
d e r A r b e i t.
Still, still in Deinen Händen mach mich, Immanuel!
Damit Du könnst vollenden Dein Werk in meiner Seel',
Damit Du könnest machen, o gnadenreicher Herr,
Aus mir, dem Ton, dem schwachen, Dir ein Gefäß zur Ehr'!