Jes 55,1
Ch.Spurgeon
"Kommt her und kaufet ohne Geld und umsonst Wein und Milch!"
Jesaja 55,1
Ihr seht, daß ich heute etwas zu verkaufen habe. Ich will
euch einladen, zu kommen und zu kaufen, was euch heute im
Evangelium verkündigt wird. Es ist üblich, daß der, welcher
etwas zu verkaufen hat, den Gegenstand anbietet, seine
Eigenschaften beschreibt, seine Vorzüge rühmt. Danach
versucht der Verkäufer, die Angebote bis zu dem Preis, zu dem
er losschlagen will, hinaufzutreiben. Meine heutige Aufgabe
ist es, euch etwas kostenlos anzubieten: "Kommt her und
kaufet ohne Geld und umsonst Wein und Milch!" Ich habe Wein
und Milch anzubieten.
Hier haben wir eine Beschreibung des Evangeliums. Wein, der
des Menschen Herz erfreut (Psalm 104,15), und Milch, das
einzige Nährmittel, welches alle Grundstoffe des Lebens
enthält. Das Evangelium gleicht dem Wein, der uns erfreut.
Wenn ihr einem Menschen die Gnade unseres Herrn Jesu zu
schmecken gebt, so wird er ein glücklicher Mensch. Jede
Religion, welche die Traurigkeit zur Pflicht macht, kann man
schon beim ersten Blick als eine falsche Religion erkennen,
denn als Gott die Welt schuf, hatte er das Glück seiner
Geschöpfe im Auge. Das Evangelium gleicht aber auch der
Milch. Braucht ihr etwas, was euch in der Trübsal
aufrichtet? Braucht ihr etwas, was euch in euren Pflichten
stärkt? Gott gibt zu allem, wozu er dich berufen hat,
allgenugsame Gnade. Braucht ihr etwas, was euch mitten
in den Versuchungen aufrecht erhält? Im Evangelium habt
ihr das, was euch fest und standhaft bleiben läßt.
Ch.Spurgeon
"Wohlan, ihr Durstigen alle, kommt her zum Wasser; und die
ihr kein Geld habt, kommt her, kaufet Getreide, kommt her und
kaufet ohne Geld und umsonst Wein und Milch!" Jesaja 55,1
Als Rowland Hill einmal predigte, geschah es, daß Lady
Erskine vorüberfuhr. Sie hatte viel von diesem merkwürdigen
Mann gehört, der als einer der hervorragendsten Prediger
bekannt war. Sie stieg aus ihrer Kutsche und ging in die
Kirche.
Der Prediger erblickte sie sofort und sprach: "Kommt,
wir wollen jetzt eine Versteigerung abhalten; wir
wollen Lady Erskine versteigern. Wer will sie kaufen?
Da meldet sich die Welt. "Was gibst du für sie, Welt?"
"Ich gebe ihr alle Pracht und Eitelkeit des Lebens. Sie wird
eine glückliche Frau sein, sehr reich und von Anbetern
umringt."
"Welt, du bekommst sie nicht. Ihre Seele ist ein
unsterbliches Wesen. Was hülfe es ihr, wenn sie die ganze
Welt gewönne und nähme doch Schaden an ihrer Seele?"
Da kommt ein anderer Liebhaber - es ist der Teufel. "Nun",
sagt er, "sie soll alles genießen, woran ihr Herz hängt."
"Ach, Satan! Du kannst sie nicht haben, denn ich weiß, wer
du bist. Du wirst einen schmählichen Preis für sie zahlen
und danach ihre Seele in alle Ewigkeit zugrunde richten."
Aber siehe, da kommt noch einer, es ist der Herr Jesus. "Was
gibst du, o Herr, für sie?"
"Ich habe mein Leben, mein Blut für sie dahingegeben; ich
habe sie teuer erkauft und gebe ihr das ewige Leben. Ich
will ihr den Himmel schenken und meine Gnade in ihr Herz
ausgießen und sie auf ewig verherrlichen."
"Oh, Herr Jesus", sprach Rowland Hill, "du sollst sie haben.
Lady Erskine, seid Ihr mit dem Kauf zufrieden?"
Sie konnte kein Wort hervorbringen.
"Es ist geschehen", sprach er. "Es ist geschehen! Ihr seid
des Herrn. Ich habe euch ihm vertraut. Brecht den Vertrag
nie!"
Sie hat diesen Vertrag nie gebrochen. Von dieser Stunde an
wurde aus der leichtsinnigen und lebensfrohen Dame eine der
tiefgegründetsten Christinnen jener Zeit.