Jes 43,25
C.O.Rosenius
Ich, Ich tilge deine Übertretungen um Meinetwillen und
gedenke deiner Sünden nicht. Jes. 43, 25.
Laßt uns heute hören, wie die Gesinnung des Herrn ist!
Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser; und
ihr, die ihr nicht Geld habt, sowohl Sünder als auch Heilige,
hört hier, was der Herr selbst uns sagt, wie Er in der
wichtigen Frage unserer Begnadigung urteilt und handelt!
Was kann sicherer sein als das, was Er sagt?
Und hier hören wir Ihn in der nachdrücklichsten Weise
erklären, daß weder das eine noch das andere Opfer, weder
äußere noch innere Frömmigkeit Ihn zur Gnade bewog, weder
der eine noch der andere Mangel, weder innere noch äußere
Sündhaftigkeit Seine Gnade zunichte macht sondern daß sowohl
Verdienst als auch Schuld von einer einzigen Tatsache
verschlungen wurden: ,,Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen
Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten", aber
,,Ich tilge deine Übertretungen um Meinetwillen" - beachte,
,,um Meinetwillen", nicht um deinetwillen - ,,und gedenke
deiner Sünden nicht." O liebliche, herrliche Worte für arme
Sünder! Gnadenvoller Gott, öffne unsere Augen und Herzen,
auf daß wir schmecken und sehen möchten, wie lieblich das
ist!
Um aber die Kraft dieser lieblichen Worte recht erkennen zu
können, ist es vor allem notwendig, den Umstand zu verstehen,
wie alles das, was der Herr vorher (Vers 22-24) als zu Seiner
Gnade nicht beitragend herzählt, gerade die wichtigsten
Stücke des Gottesdienstes, der Frömmigkeit und der
guten Werke ausmachte, die der Herr den Kindern Israel
vorgeschrieben hatte. - Er redet zuerst vom Herzen: ,,Nicht,
daß du mich gerufen hättest", was das ganze Begehren des
Herzens nach dem Herrn und ferner alles Anrufen und Beten
in sich faßt. Danach zählt Er das her, was zum Gottesdienst
gehörte, nämlich allerlei Opfer, Speisopfer, Brandopfer,
Weihrauch usw. Dieses alles entspricht also dem, was bei uns
im neuen Bund Gottesfurcht genannt wird, wie z. B. Gebet,
Andacht, Gottesdienst, Barmherzigkeitswerke und allerlei gute
Werke. Gott hatte diesen Gottesdienst dem Volke Israel
vorgeschrieben, und das Volk Israel übte seinen Gottesdienst
mit großer Sorgfalt und großem Eifer aus. Was bedeutet es
nun, daß der Herr hier gleichsam verwerfend davon redet, so,
als wollte Er leugnen, daß sie Ihm irgendwelche Opfer
dargebracht hätten, wo Er doch zugleich anerkennt, daß sie
,,Arbeit mit Weihrauch und Speisopfer" gehabt hatten? Sollte
Er das verwerfen, was Er selbst vorschrieb? Gewiß nicht!
,,Deines Opfers halber strafe Ich dich nicht," sagt Er,
,,sind doch deine Brandopfer immer vor Mir." Hier handelt es
sich nur darum, was Ihn zur Gnade bewog und damit ihnen zur
Vergebung der Sünden gereichte, wie hier ausdrücklich steht:
,,Ich, Ich tilge deine Übertretungen um Meinetwillen",
und ferner in Vers 26: ,,Laß uns miteinander rechten;
sage an, wie du gerecht sein willst!" Nur darum handelt
es sich hier. Und sobald es diese Frage betrifft, brennt
der Liebeseifer des Herrn wie ein Feuer gegen alles
menschliche Verdienst und alle menschliche Würdigkeit;
dann wiederholt Er immerfort: ,,Nicht du, nicht du, -
nicht, daß du Mich gerufen hättest oder daß du um Mich
gearbeitet hättest. Ich, Ich tilge deine Übertretungen
um Meinetwillen."
In gleicher Weise redete Er auch in den Tagen Seines
Menschseins. Hier sagt Er: ,,Nicht, daß du Mich gerufen
hättest, daß du um mich gearbeitet hättest, Mich hat deines
Dienstes nicht gelüstet", sondern ,,Mir hast du Arbeit
gemacht" - und fügt hinzu, daß Er darum auch die Sünden
vergibt und sagt: ,,Ich, Ich tilge deine Übertretungen um
Meinetwillen." So sagt Er auch bei Joh. 15: ,,Ihr habt Mich
nicht erwählt, sondern Ich habe euch erwählt", und bei Matth.
20: ,,Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß Er sich
dienen lasse, sondern daß Er diene und gebe Sein Leben
zu einer Erlösung für viele". Bei Joh. 17 sagt Er: ,,Ich
heilige Mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiligt seien
in der Wahrheit", bei Matth. 26: ,,Mein Blut wird vergossen
zur Vergebung der Sünden", und abermals bei Joh. 6:
,,Wer Mich ißt, der wird auch leben um Meinetwillen."
Wir erkennen in allem dieselbe Stimme, und alles geht auf
dasselbe hinaus, nämlich auf das, was der Herr hier sagt:
,,Nicht du, nicht du, - nicht, daß du um Mich gearbeitet
hättest; Ich, Ich habe für dich gearbeitet, Ich, Ich tilge
deine Übertretungen um Meinetwillen." Alles geht darauf
hinaus, daß wir nichts mehr vermögen, als zu sündigen, daß
wir aber als ganz Verlorene alles aus Gnaden uns schenken
lassen dürfen durch den, der für uns gearbeitet, Sein Blut
und Leben für uns dahingegeben und gesagt hat: ,,Ihr sollt
leben um Meinetwillen. Ich, Ich tilge deine Übertretungen um
Meinetwillen."
Wir danken Dir, O Jesu, gut,
Daß für uns floß Dein teures Blut.
Du hast von Satans Macht und List
Uns freigekauft, Herr Jesu Christ.