Jes 43,7
W.MacDonald
»... jeden, der mit meinem Namen genannt ist und den ich zu
meiner Ehre geschaffen, den ich gebildet, ja, gemacht habe!«
Jesaja 43,7
Es ist etwas sehr Tragisches in unserem Leben, wenn wir
mitansehen müssen, wie Männer und Frauen ihr Leben vergeuden.
Der Mensch wurde doch schließlich zum Bilde Gottes, Ihm
ähnlich geschaffen. Er war für einen Thron gemacht und nicht
für einen Barhocker. Er sollte ein Stellvertreter Gottes
sein, nicht ein Sklave der Sünde. Die Antwort auf die Frage:
»Was ist das eigentliche Ziel des Menschen?« muß lauten: »Das
eigentliche Ziel des Menschen ist, Gott zu verherrlichen und
Ihn in Ewigkeit zu erfreuen.« Wenn wir das verfehlen, dann
verfehlen wir alles.
J.H. Jowett weint, als er erkennt, daß der Lebenslauf so
vieler Menschen im Laufe der Jahre »weniger der Weg eines
Menschen als das Dahinvegetieren einer Amöbe ist«. Er ist
besorgt darüber, daß Menschen so verkümmern können, daß
sie schließlich nichts anderes mehr sind als »kleinere
Angestellte in vergänglichen Unternehmen«. Und er stellte
traurig fest, daß auf dem Grabstein eines Mannes nur stand,
daß er »als Mensch geboren wurde und als Lebensmittelhändler
starb«.
Als Watchman Nee noch ein junger Mann war, bekümmerte es ihn
sehr, mitansehen zu müssen, wie »die kreativen Gaben eines
Menschen für einen habgierigen Arbeitgeber vergeudet
wurden... In einem der kleinen Läden in der Altstadt, in der
Straße, wo die Lackierergeschäfte waren, hatte ein namenloser
Handwerker schon sechs Jahre lang an drei Hartholzflächen
für einen vierteiligen Wandschirm gearbeitet. Er schnitzte
Blumenreliefs in das Holz, die sich gegen die schwarz
lackierte Oberfläche weiß abhoben. Für diese Arbeit wurde
er mit 80 Cent am Tag bezahlt, 'bei Regen und Sonnenschein,
an Feiertagen und auch bei Revolution' , wie es der
Geschäftsinhaber ausdrückte. Außerdem bekam er noch seinen
Reis und sein Gemüse und ein Brett, auf dem er schlafen
konnte. Nachdem er einmal alle Fertigkeiten für diese Arbeit
erworben hatte, konnte er in seinem Leben höchstens zwei
solcher Wandschirme herstellen, bevor seine Augen und Nerven
nachließen und er zu den Bettlern auf die Straße geschickt
werden würde.«
Das Tragische am Leben heute ist, daß die Menschen ihre hohe
Berufung gar nicht mehr erkennen. Sie gehen durchs Leben und
ergreifen überall nur das Untergeordnete, Mittelmäßige. Sie
kriechen, wo sie fliegen könnten. Es hat einmal jemand
gesagt, daß die Menschen in einem Misthaufen herumkratzen und
dabei gar nicht merken, daß über ihnen ein Engel schwebt, der
ihnen eine Krone anbietet. Sie verbringen ihre Zeit damit,
ihren Lebensunterhalt zu verdienen, anstatt sich ein
wirkliches Leben aufzubauen.
Viele Leute sind heutzutage besorgt über die Verschwendung
unserer natürlichen Lebensquellen und die Verschmutzung
unserer Umwelt, aber sie denken dabei gar nicht an den noch
größeren Verlust der ungenutzten Hilfsquellen der Menschen.
Viele Leute führen Aktionen durch, um bedrohte Arten von
Vögeln, Landtieren oder Fischen zu retten, aber sie könnten
ihre Blicke auch auf die Menschen lenken, die ihr Leben
verschwenden und zu nichts zu bewegen sind. Ein
Menschenleben ist mehr wert als die ganze Welt. Daß man
dieses Leben einfach vergeudet, ist eine unaussprechliche
Tragödie. Eine alte Frau hat einmal gesagt: »Ich bin jetzt
70 Jahre alt, und ich habe mit meinem Leben eigentlich nichts
angefangen.« Was könnte wohl schlimmer sein?