Jesaja

Jes 40,31 P.Wurster Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie ausfahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden. (Jesaja 40, 31.)

Das ist ein Wort wie kräftige Gebirgsluft und frisches Quellwasser, eine köstliche Verheißung für müde Seelen. Wenn nur unsre Glieder oder unser Kopf matt würden von der täglichen Arbeit, das wäre noch nicht so schlimm; das Müdewerden der Seele drückt uns viel mehr. Selbst ein Elia ist müde geworden, weil er meinte, seine Arbeit sei umsonst. Wenn man lange warten muß auf die Hilfe des Herrn, wenn man mit den Leuten, für die und an denen man arbeitet, nicht weiter kommt, wenn die Liebe ausgehen will, dann tut's not, daß uns von oben her eine Erfrischung kommt. Wie gut, daß wir wissen, es ist nicht umsonst, auf den Herrn harren. Müssen wir auch seufzen, wie es in den Psalmen heißt: Ach, Herr, wie so lange! - wir dürfen doch immer wieder die Schwingen unsrer Seele erheben aus der schweren Erdenluft, die uns müde macht. Wir wollen unsre eitlen Wünsche und kleinlichen Sorgen unter uns lassen und zu der Sonne göttlicher Weisheit unsern Flug richten. Gott ist treu, der uns Besseres verheißen hat, als unser unruhiges Herz will; in seine Hand legen wir unsern Willen, aus seiner Hand nehmen wir alles Gute.





J.Kroeker Von den Kraftquellen unseres Glaubens.

"Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden." Jes. 40,31.

Petrus konnte erst im Glauben auf den Wogen wandeln, nachdem der Herr zuvor zu ihm gesprochen hatte: "Komme her zu mir!" Das war das tragende Wort in der Seele eines Petrus. Als der Jünger sich innerlich diesem Worte seines Meisters hingab, wurde in seinem Leben jener Glaube geboren, durch den er auch auf den Wogen wandeln konnte. So wird jeder wahre und lebendige Glaube aus dem Sprechen Gottes geboren.

Unser Glaube hat mithin seine ganz bestimmten, höheren Kraftquellen. Wir könnten sie alle eigentlich in die eine Zentral-Quelle zusammenfassen, die der Psalmist mit den Worten zum Ausdruck bringt: "Alle meine Quellen sind in Dir!" Es gibt im letzten Grunde nur eine einzige Kraftquelle, aus der unser Glaube sich nährt, durch die er gestärkt wird, durch welche er neue Perspektiven und eine neue Zukunft gewinnt. Diese Quelle ist der Herr.

Aus obigem Jesajawort geht hervor, dass es in jenen Tagen nicht etwas Selbstverständliches war, dass man innerlich aufstieg wie ein Adler. Dass man einen Geistesflug besaß, durch den man sozusagen die damaligen Zeitverhältnisse überwand und unter sich liegen ließ. Im Gegenteil! In welch innerer Verfassung befand sich Israel damals! Die Müden, Zagenden, Entmutigten in jenen Tagen sprachen: "Mein Recht geht an meinem Gott vorüber!" Mit anderen Worten: Unserem Gott bleibt verborgen, in welch einer Situation wir leben, unter welch einem allgemeinen Druck wir stehen und welche Stürme des Lebens uns innerlich erschüttern. Das war die äußere Lage und innere Stimmung jenes Volkes, an welches die Botschaft des Propheten Jesaja gerichtet war. Da wurde demselben dieses Gottes-Evangelium durch den Mund des Propheten. Denn es gibt ein Erleben Gottes für den Glauben auch auf solch einem Boden deines inneren Zagens. Wenn du auch sprichst: "Mein Recht geht an meinem Gott vorüber und mein Weg bleibt vor Ihm verborgen", so wisse: Gott ist ein ewiger Gott, der sich nie wandelte und nie wandeln wird. Er wird nicht müde und matt. Er versagt nicht im Antworten. Mag es auch geschehen, dass du in deiner Stärke müde wirst, - die auf den Herrn harren, die innerlich im Vertrauen auch in solch einer Situation auf Gott eingestellt bleiben, die erneuern ihre Kraft. Auch mitten in den dunkelsten Verhältnissen und unter dem schwersten Druck des Lebens fahren sie auf mit Flügeln wie Adler. Sie laufen und brechen doch nicht zusammen. Sie dienen und geben sich doch nicht aus. Sie lieben und werden nicht verzehrt. Überall trösten sie und siehe, mitten im eignen Leid sind sie Getröstete. Denn sie fahren auf mit Flügeln wie Adler, sie streben zum Licht, das sie anzieht und wo die Quelle ihrer Kraft liegt.