Jesaja

Jes 11,1 C.Eichhorn Das Wunderkind Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben. Es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Jes. 9, 5a; 11, 1

Jesaja schaut im Geist ein neugeborenes Kindlein. Wenn sonst ein Kind zur Welt geboren wird, ist über seine Bedeutung noch nichts entschieden. Es fragt sich, was später aus dem Kinde wird. Von manchem gilt: Es wäre besser, es wäre nie geboren. Hier aber ist die Geburt als solche ein inhaltsschweres, großes Ereignis. Gott selbst hat sich durch diese Geburt aufgemacht zu seinen Menschenkindern. Seine Freundlichkeit und Leutseligkeit ist erschienen (Tit. 3, 4). Immanuel ist geboren, dessen Person unzertrennlich von Gott ist. Wo er ist, da ist Gott mit uns. Der zweite Adam ist geboren, mit dem eine neue Menschheit beginnt, die nicht unter Sünde und Tod gefangen liegt. In seiner Geburt ruht unsere Neugeburt. "Uns ist ein Kind geboren." Jesaja sieht es im Geist. Ein Kind, das Ewig-Vater heißt, welch ein Gegensatz! Das Kindlein im Stall zu Bethlehem ist Christus, der Herr, nicht nur ein Herr, sondern der Herr, neben dem es keinen sonst gibt, nur unter ihm sind noch Herren. Er ist "der Herr der Herren und der König der Könige". Ein Kind, in eine Krippe gebettet, und die Menge der himmlischen Heerscharen frohlocken über seine Geburt. Er trägt das Abzeichen der Herrschaft, nämlich königlichen Purpur, auf seiner Schulter. - Nachher nennt ihn Jesaja ein Reislein, das aus dem Wurzelstumpf hervorsproßt. Die Herrlichkeit des Hauses Davids ist dahingesunken, wie ein stolzer Baum gefällt wird; aber aus der Wurzel kommt ein Zweiglein hervor, schwach und unscheinbar. Doch es wird auf ihm der Geist des Herrn ruhen in seiner ganzen Fülle. Er wird ein gerechter Herrscher sein, der sich der Armen und Gebeugten annimmt. Aber er wird auch "mit dem Stab seines Mundes die Erde schlagen". Ein Wort dieses Königs genügt, alle seine Widersacher zu Boden zu werfen; ein Hauch seiner Lippen tötet den Gottlosen, den "Menschen der Sünde". Er wird ein Friedensreich aufrichten, in dem auch das Rauben und Morden in der Tierwelt ein Ende hat. Da wird "die Erkenntnis Jehovas, des wahren Gottes, die Erde bedecken, wie Wasser das Meer bedeckt" (Jes. 11, 1-9). Das schwache Wurzelreis wird zum Panier der Völker. Nicht bloß Israel sammelt sich unter diesem Panier, sondern die Heidenwelt wendet sich ihm zu, blickt und fragt nach ihm. Und "seine Ruhe wird Ehre sein" (Jes. 11, 10). Wo er sich niederläßt, wo er einkehrt und Wohnung macht, da ist Ehre oder Herrlichkeit. "Wo Jesus Christus ist der Herr, wird's alle Tage herrlicher." - Wunderbare Aussichten eröffnen sich in dem dunklen Stall zu Bethlehem. Gott fängt klein an. Niemand verachte die "geringen Tage" (Sach. 4, 10)! Auf sie folgen große, herrliche Zeiten.