Jesaja

Jes 9,9 J.Kroeker Vom wahren Gottvertrauen.

"Tobt Völker und brechet zusammen! Horchet hin alle Fernen der Erde! Rüstet euch nur und brechet zusammen. Fasset nur einen Plan, besprechet nur eine Sache, sie kommt nicht zustande, denn mit uns ist Gott!" Jes. 9,9 f.

Ein selten kühnes Glaubenswort im Mund eines Propheten, der in seiner Person dem gewaltigen Geschehen seiner Tage völlig ohnmächtig gegenüberstand. Der Prophet hat jedoch Gottes Nein zu dem syrisch-ephraimitischen Kriegsunternehmen gegen Juda vernommen. An diesem Nein zerbricht die vereinte Heeresmacht der Feinde aus dem Norden. Nicht von der Ohnmacht der feindlichen Mächte, nicht von der Stärke seines Volkes her sieht Jesaja die Rettung kommen. Hätte er den Feind als ohnmächtig und sein Volk als stark angesehen, sein Prophetenauge hätte ganz falsch die Wirklichkeit eingeschätzt. Die Rettung kommt von Gott, und zwar zu einem Vertrauen erweckend Zeugnis für Juda. Es soll erkennen, dass Gott auch der Herr der Geschichte ist und selbst die stärksten und wildesten Völker in seinen Dienst zu ziehen vermag.

Denn davon, ob das Volk sich für ein unbedingtes Vertrauen auf den Herrn oder für jedwede politische Selbsthilfe angesichts der kommenden Lebensstürme entscheiden werde, sollte die fernere Zukunft Judas abhängen. Nicht im Hinabsteigen auf die machtpolitische Ebene der heidnischen Völkerwelt würde Juda seine Rettung finden, die Rettung der Zukunft liegt allein in der Abhängigkeit von dem Herrn, der sich auch das gigantischste Völkerringen dienstbar zu machen vermag. Aus der erschütternden Katastrophe, die Damaskus und Samaria als vereinte Feindesmacht erleben werden, sollen aber auch die anderen Völker erkennen, dass an dem verborgenen Walten des Allmächtigen in allem Weltgeschehen auch ihre stolzen Wogen sich brechen müssen.

So wuchs die prophetische Schau eines Jesaja weit hinaus über alle rein nationalen Fragen und über das eigene Volk. Die göttliche Offenbarung ist groß genug, nicht nur das kleine Volk Juda in ihre Beleuchtung zu ziehen. Sie wirft ihr Licht auch auf die Bestimmung, den Charakter und das Gericht der großen Weltvölker. In seiner absoluten Souveränität lässt Gott sie kommen, macht sie seinen Zielen dienstbar, verwirft sie, wenn sie in ihrem Größenwahn und in ihrem Beutehunger die Grenzen ihrer geschichtlichen Aufgaben überschreiten. Ohne weiteres ist ihnen nichts in der Geschichte preisgegeben. Auch nicht das kleine Juda, bevor nicht Gott sich in seiner schützenden Gegenwart und Macht aus dem Volk zurückgezogen hat. Dies gewaltige Schauspiel sollen die Völker sehen an Jerusalem und Juda. Gott wird Unmögliches möglich machen, sodass alle Welt erkennen wird: mit dem Lande Juda ist Gott.