Hohelied

Hl 8,7 S.Keller Hohelied 8, 7: «... Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so gälte es alles nichts.»

Schon volles irdisches Liebesglück läßt sich mit allen Schätzen der Welt nicht erkaufen: entweder bekommt man es als Lohn echter Liebe, oder gar nicht. Wieviel mehr gilt dieses Wort von der wundersamen Liebe Jesu, die ein gläubiges, liebendes Herz genießt! Wo, wie und wie teuer könnte man dieselbe kaufen? Wenn man sie nicht kennt, kann sie einem nicht einmal klar gemacht werden; sie läßt sich weder einbilden noch nachempfinden. Wer sie kennengelernt hat, weiß, daß sie durch nichts zu ersetzen ist und daß man sie nicht verkaufen würde, auch wenn es möglich wäre. In ihrem Genuß feiern wir helle, heilige Himmelsstunden mitten im Leiden des Leibes, wie ein arabisches Sprichwort sagt: Die Gott sehen, sind selig, auch wenn der Leib in Flammen brennt. Ohne die Liebe Jesu bekommen alle Erdenfreuden einen faden Geschmack und erregen ein Unbehagen in der Tiefe der Seele. Der Reichtum der Liebe Jesu überwiegt alles Wissen und alle Bildung.

O Herr Jesus, ich danke dir, daß du ohne mein Verdienst und Würdigkeit mich mit dem Erleben deiner Liebe gesegnet hast. Geheimnisse, die kein Mund aussagen kann. Laß mich dich fassen, wenn Leib und Seele schmachten! Sei du mir nah und liebe mich, du mein Glück und mein Gut und mein Teil. Amen.





Ch.Spurgeon "Wenn ein Mensch allen Reichtum sein es Hauses um die Liebe gäbe, so würde man ihn nur verachten." Hohelied 8,7

Die Liebe mancher Menschen zum Christentum ist sehr billig erkauft worden und wird auch sehr schnell wieder aufgegeben. Viele sind damit zufrieden, Gott zusammen mit christlichen Brüdern anzubeten und das Evangelium zu hören, solange sie arm sind. Sobald sie aber etwas Reichtum erlangt haben, finden sie heraus, daß die Welt ihre eigene Gemeinde hat. Wie oft bin ich von solchen Leuten gefragt worden: "Wenn man Christ ist und außerhalb der Gesellschaft lebt, wo bleibt man dann?" Ich habe dann stets geantwortet: "Wo wir bleiben? Nun, wo Christus uns haben will: außerhalb des Lagers, um seine Schmach zu tragen."

Aber dieser Platz der Absonderung außerhalb des Lagers wird von bekennenden Christen nicht immer gern eingenommen. Es ist sehr schmerzlich, sehen zu müssen, wie stolz sich viele von dem Evangelium und der Gemeinde Jesu abwenden, und wenn sie anfangs noch ein wenig beunruhigt sind, sie doch mit der Zeit von allen Skrupeln frei werden und die weltliche Gesinnung bei ihnen zunimmt.

Nun, ich bin nicht traurig darüber, daß es den Wohlstand gibt. Jeder gute Landmann besitzt eine Worfschaufel; wenn er auf der Tenne steht, sagt er: "Obwohl hier viel gutes Korn liegt, weiß ich doch, daß sich Spreu darunter befindet." Und er freut sich, die Worfschaufel zu gebrauchen und den Weizen zu reinigen.

Wenn die bloßen Bekenner gehen, so mögen sie gehen. "Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben" (1. Johannes 2,19). Es gibt viele, die sich vom Volk Gottes trennen und den Herrn verlassen, weil es sich in gewissen Lagern besser bezahlt macht, nichts zu glauben. Und da es bei ihnen die Hauptsache ist, Geld zu verdienen, verkaufen sie den Herrn Jesus Christus.





Ch.Spurgeon "Wenn ein Mensch allen Reichtum seines Hauses um die Liebe gäbe, so würde man ihn nur verachten." Hohelied 8,7

Verkaufen die Christen ihren Herrn auf diese Weise? Nein, die so etwas tun, sind nur Bekenner, die sich unter die Heiligen gemischt haben.

Ihr erinnert euch, wie Satan den Herrn auf einen hohen Berg führte, ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit zeigte und dann sagte: "Dieses alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest." Aber der Herr Jesus antwortete: "Hebe dich weg von mir, Satan! Denn es steht geschrieben: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!'"

Wenn jemand von Christi Nachfolgern in solcher Weise versucht wird, so gebe er dieselbe Antwort. Aller Reichtum des Teufels vermag nicht die Liebe desjenigen zu gewinnen, der seine Liebe Jesus zugewandt hat. "Wer will uns scheiden von der Liebe Christi?"

In alten Zeiten sind Märtyrer auf eine Weise gefoltert worden, daß es uns wehtut, von dem, was sie erdulden mußten, auch nur zu lesen oder zu hören. Aber gaben sie Christus auf? Nein, sie wollten es nie.

Zu anderen Zeiten haben die Feinde Christi Christen in einen Palast geführt und gesagt: "Wir wollen euch in Purpur und köstliche Leinwand kleiden; ihr sollt alle Tage herrlich und in Freuden leben, wenn ihr nur Christus aufgebt." Doch sie wollten nicht.

Aller Reichtum dieser Welt ist den Heiligen zu Füßen gelegt worden, und sie haben den Preis mit Spott verworfen. Gebe Gott, daß auch wir sagen können: "Wir wollen alles andere fahren lassen, nur den Herrn Jesus nicht. Gib mir einen Blick auf den Gekreuzigten; laß mich die dornengekrönte Stirn sehen und in seine liebenden Augen blicken, so will ich sagen: Mein Herr, ich will dir folgen, wohin du gehst. Ich will nicht mehr an den Goldbarren hängen, sondern sie ohne Reue ins Meer werfen. Wenn du nur im Schiff bleibst, so ist meine Seele zufrieden. Binde mich an deinen Altar, wirf die Ketten deiner Liebe um mich, laß mich der Welt gestorben sein, denn dann mag die Welt, die dich verworfen hat, auch mich ablehnen und mit mir fertig sein."