Spr 27,21
S.Keller
Sprüche 27, 21: «Ein Mann wird durch den Mund des, der ihn
lobt, bewährt, wie das Silber im Tiegel ...»
Ist das Lob unberechtigt, also eine eitle Schmeichelei, dann
muß sich das Gewissen des Belobten dagegen auflehnen, wenn
er selbst kein Narr ist, der ehrgeizig jedes Lob unbesehen
einstreicht. Durch solche Wirkung des unverdienten Lobes
kommt an den Tag, wie der Mann ist. Wenn aber das Lob mit
Fug und Recht von verständigen Leuten erteilt wird, muß ein
ehrlicher, aufrichtiger Mensch sich nicht in erheuchelter
Demut dagegen sträuben, sondern den Tatbestand wohl
anerkennen, aber an die letzte Quelle alles Guten, an den
Geber der vollkommenen Gaben erinnern. Was hätten wir, das
wir nicht bekommen haben? Was könnten wir, wenn uns nicht
von oben geholfen würde? So soll auch in diesem Fall das
Lob nicht schaden, wenn der Belobte echt ist, sondern einen
religiösen Ausklang bekommen, auf daß Gott gepriesen werde.
Nur noch eine Erwägung muß beachtet werden: Gelobte haben ein
gutes Gedächtnis an solches Lob. Unwillkürlich trösten sie
sich bei geringeren Leistungen mit dem Lobe und werden
empfindlich, wenn man sie nicht immer und überall nach ihren
früheren Leistungen einschätzt. Auch diese Gefahr des Lobes
muß überwunden werden, wenn es einem nicht schaden soll. Nur
ein Lob ist köstlich und schadet uns nie. Wenn Jesus
heimlich im Gewissen uns lobt!
Herr Jesus, dir wollen wir uns beugen und anbeten über deiner
Güte: erst gabst du uns das Gute und dann lobtest du uns
dafür! Amen.