Spr 18,11
W.MacDonald
»Das Vermögen des Reichen ist seine feste Stadt und wie eine
hochragende Mauer - in seiner Einbildung.« Sprüche 18,11
Der reiche Mann, von dem im Lukasevangelium erzählt wird,
hatte so viel Reichtum, daß er gar nicht wußte, was er damit
anfangen sollte. Deshalb entschloß er sich, seine Scheunen
und Speicher einzureißen und größere zu bauen. Dann, so
dachte er, würde er zufrieden sein. Doch er wußte nicht,
daß er sterben würde, sobald sein Bauvorhaben in die Tat
umgesetzt war. Sein Reichtum konnte ihn nicht vor dem Tod
und dem Grab bewahren.
Sider sagt dazu: »Dieser reiche Mann ist der Typ eines
habgierigen Menschen. Er hat das unstillbare Verlangen
danach, immer mehr und mehr Besitztümer anzuhäufen, obwohl
er sie eigentlich gar nicht braucht. Und sein einzigartiger
Erfolg im Aufhäufen von Reichtum führt ihn zu dem
gotteslästerlichen Schluß, daß materieller Besitz alle seine
Bedürfnisse befriedigen könnte. Aus der göttlichen
Perspektive jedoch ist diese Einstellung der helle Wahnsinn.
In Gottes Augen ist dieser Mann ein vollkommener Narr.«
Es gibt eine Geschichte von einem Mann, der durch
Börsenspekulationen reich werden wollte. Als ihm jemand
anbot, er könnte sich etwas wünschen, was er nur wollte, da
sagte er, er wollte gern die Zeitung sehen, die ein Jahr
später am gleichen Tag erscheinen würde. Er dachte dabei
natürlich daran, daß er sich so ein Vermögen aufbauen könnte,
indem er jetzt die Aktien aufkaufte, die im Laufe des
kommenden Jahres am meisten steigen würden. Er bekam auch
wirklich die Zeitung und freute sich schon hämisch im
Gedanken daran, wie ungeheuer reich er werden würde. Aber
dann kam er zu den Todesanzeigen, und da fand er seinen
eigenen Namen.
Der Psalmist ist voller Verachtung für die reichen Leute und
sagt von ihnen: »Ihr Gedanke ist, daß ihre Häuser in Ewigkeit
stehen, ihre Wohnung von Geschlecht zu Geschlecht; sie
hatten Ländereien nach ihrem Namen benannt« (Psalm 49,12).
Aber dann sterben sie und müssen ihren Reichtum anderen
überlassen: »Doch der Mensch, der im Ansehen ist, bleibt
nicht; er gleicht dem Vieh, das vertilgt wird« (Vers 13).
Es ist schon richtig, wenn man sagt, daß das Geld ein überall
gültiger Paß ist, nur nicht für den Himmel, und daß man sich
überall alles damit beschaffen kann, nur nicht das Glück.
Kein reicher Mensch hat sich je einen Geldschein in seinen
Grabstein einmeißeln lassen, auch wenn er im Leben oft
besessen war vom Geld. Wenn er das Zeichen nehmen wollte,
was ihm am allerwichtigsten war, dann müßte auf seinem
Grabstein eigentlich »DM« stehen. Aber für das Grab sucht er
sich ein religiöses Symbol aus, wie beispielsweise das Kreuz.
Das ist im Grunde eine letzte Geste der Heuchelei. Die
Gerechten sehen weiter und sagen: »Siehe, der Mann machte
nicht Gott zu seinem Schutz, sondern vertraute auf die Größe
seines Reichtums, durch sein Schadentun war er stark!« (Psalm
52,9) Und Gott schreibt auf seinen Grabstein: »So ist, der
für sich Schätze sammelt und nicht reich ist im Blick auf
Gott« (Lukas 12,21).