Psalmen

Ps 139,14 C.Eichhorn Die Vorzüge des Menschen Ich danke dir dafür, daß ich wunderbar gemacht bin. Ps. 139, 14

Der Psalmist preist Gott, daß er ihn zu einem so wundervollen Geschöpf hat werden lassen, wie es der Mensch ist. So ist es denn auch nicht ein bloßer Zufall, wenn ein Mensch in die Welt geboren wird. Es sind Tage "vorentworfen worden" (wörtl. Ps. 139, 16), nämlich die Geburtstage der Menschen. Alle Menschen sind von Gott vorgesehen: ein Trost für außerehelich oder sonst in Schande Geborene. Wenn solche sich bekehren, beunruhigt sie mitunter der Gedanke, ob sie überhaupt nach Gottes Willen da seien. Gewiß, die Art und Weise, wie sie ins Dasein gelangt sind, ist gegen Gottes Willen. Aber daß sie überhaupt da sind, ist nach dem Willen Gottes, der nicht nur die Sterne mit Namen kennt, sondern auch jedem einzelnen Menschen sein Dasein verordnet hat und jedem den Geist verleiht, welcher macht, daß er ein Hauch aus Gott ist und nicht ein Tierwesen.

Der Mensch ist nicht nur nach seinem Innern ausgezeichnet worden zum Ebenbild Gottes, sondern schon rein körperlich hat ihm Gott wunderbare Züge verliehen. Da ist der aufrechte Gang: ein Zeichen, daß er nicht nur nach unten, sondern auch nach oben blicken soll. Gott hat ihm eine freie Stirn gegeben, hinter der das Denkvermögen lagert. Die menschliche Stirn wird in der Bibel mit Auszeichnung genannt; auf ihr prägt sich der Charakter des Menschen aus. Die Bibel weiß von einer frechen Stirn (Jer. 3, 3); aber sie weiß auch von einer Stirn, der Gott seinen Stempel aufdrückt. Einst wird sein Name von der Stirn der Vollendeten leuchten (Offb. 7, 3; 22, 4). Eine wundervolle Gabe Gottes sind die zwei Hände. Der Mensch kann mit ihnen handeln, wirken, schaffen in Ähnlichkeit Gottes. Der Mensch ist der Schlußstein der ganzen Schöpfung. Alle Strahlen der Schöpferweisheit und Allmacht Gottes laufen in ihm zusammen wie in einem Brennpunkt.

Er soll aber die Glieder, die ihm Gott gegeben, als Werkzeuge in Gottes Dienst und zu seiner Ehre gebrauchen, den Leib ihm als Opfer weihen. Auf der Stirn des Hohenpriesters war ein goldenes Schild mit der Inschrift: "Heilig dem Herrn!" Das ist unsere Bestimmung. Aber ach, wie haben wir alle unsre Glieder im Dienste der Sünde mißbraucht! Was haben wir alles mit unsern Händen gemacht, am eigenen Leib und am Eigentum anderer gefrevelt! Wenn Gott uns alle Glieder zerschlagen würde, wir hätten es verdient; denn wir haben sie nur für vergängliche Zwecke, ja zur Befriedigung schnöder Lüste verwendet, sie in den Dienst der Habsucht, Ehrsucht und Wollust gestellt.

Es ist etwas Großes, daß Jesus nicht nur unsere Geister, sondern auch unsere Leiber erkauft hat mit dem Lösegeld seines Blutes. Nun soll nicht nur unser Herz und Gewissen, sondern auch unser Leib geheiligt sein. Gott soll auch durch unseren Leib gepriesen und verherrlicht werden.