Ps 119,94
S.Keller
Psalm 119, 94: «Ich bin dein, hilf mir; denn ich suche deine
Befehle.»
Gerade, weil ich weiß, daß ich Jesu Eigentum bin, kann ich
mit Fug und Recht schreien: Hilf mir! Sollte er für das
Seine nicht ein Herz und eine Hand haben? Das, was mein ist
an Sorgen und Plagen, Fehlern und Schmerzen, das macht mich
schwach; darum wende ich mich an ihn, daß er mit seinem
Reichtum und seiner Kraft sich heute noch meiner erbarme.
Ich traue ihm ein so starkes deutliches Helfen zu, weil ich
sein bin, daß ich schon ein Stückchen stiller werde, sobald
ich in dieser Richtung bete. Wenn ich aber stiller geworden
bin, erscheint mitten in den rauschenden Wassern ein Weg: das
sind seine Befehle. Sobald ich diesen seinen Willen klar
erkannt habe, werde ich ganz stille. Denn jetzt geht mich
meine Not und mein Schmerz gar nichts mehr an. Jetzt habe
ich es nur noch mit dem Nächsten zu tun; das sind seine
Befehle. Die Gedanken, die sich auf die Ausführung seiner
Befehle richten, haben keinen Raum mehr gelassen für das
Mitleid mit mir selbst und die Angst vor einer Gefahr. Damit
fängt seine Hilfe schon an. Wie man eines weinenden Kindes
Tränen blitzschnell trocknen kann, wenn man ihm einen
wichtigen Auftrag gibt. Ehe ich mich's versehe, ist die
Hilfe mächtiger als alles andere.
Ich bin dein, Herr Jesu! Beanspruche dein Eigentum, dann
kann mich nichts mehr erschüttern. Erquicke mich durch deine
Befehle. Hier stehe ich und warte auf dich. Nimm mich und
brauche mich. Amen.