Ps 119,36
A.Christlieb
»Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen!«
Psalm 119, 36
Bei jedem von uns kommt es auf das eine an, ob die innerste
Richtung des Herzens gut ist. Bei Lazarus war sie gut; denn
er begehrte nur Brosamen (Luk. 16, 21). Bei Korah (4. Mose
16), beim reichen Kornbauern war die Herzensrichtung falsch;
denn sie ging auf Ehre und Genuß (Luk. 12, 16 ff.). Wir
können die innerste Richtung unseres Herzens nicht ändern;
aber arm und ohnmächtig können wir zu dem starken Gott mit
der Bitte nahen: »Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen!« Wenn
David Angst hat, sein Herz möchte zum Geiz neigen, dann laßt
uns darin noch viel mißtrauischer gegen uns selbst sein. Die
Neigung zum Geiz erstickt das teure Gotteswort. Sie lebt in
uns allen; deshalb ist die Wiederholung dieser Bitte vor
jedem Lesen in der Schrift und vor jedem Anhören einer
Predigt nicht überflüssig: »Herr, neige mein Herz zu deinen
Zeugnissen und nicht zum
Geiz.«
Wenn wir mit solchen Bitten zum Hören kommen, so kann Gott
uns helfen, daß wir nicht vergeblich hören.