Ps 106,15
D.Rappard
Er gab ihnen ihre Bitte und sandte ihnen genug, bis
ihnen davor ekelte.
Ps. 106,15.
In obigem Psalmwort wird die Geschichte zusammengefaßt,
die uns im vierten Buche Mose (Kap. 11) ausführlich
erzählt ist. Das Volk Israel war des täglichen Mannas
überdrüssig geworden und verlangte mit Ungestüm nach
Fleischspeisen. Und Gott gab ihm, was es begehrte, gab es in
überreicher Fülle, doch nicht zu seinem Heil. Da das Fleisch
noch unter ihren Zähnen war, so lesen wir, entbrannte der Zorn
des Herrn über sie, und sie starben an einer sehr großen Plage.
Wer die menschliche Natur kennt, versteht diesen Vorgang nur
zu gut. Allzu heftige Begierden sind vom Übel. Sie
sind wie ein Feuer, das sich selbst verzehrt, und nichts übrig
läßt als Asche. Man hat das in mancher Lebensgeschichte
erfahren. Ach, wie viele hoffnungsvolle junge Menschen
haben geendet in den Lustgräbern!
O nimm auch du dich in Acht, liebes Kind Gottes! Behüte
dein Herz mit allem Fleiß, und stelle dich in die bewahrende
Zucht deines Gottes. Gib den brennenden Wünschen deiner Phantasie
durchaus keinen Spielraum. Wolle nichts ertrotzen und erzwingen;
Gott könnte es dir geben zu deinem ewigen Schaden.
Lege lieber alle deine Bitten gläubig und dankbar in
deines Vaters gnädigen Willen. Er kennt dein Herz.
Ich nehme, was Du mir bestimmst,
Ich lasse fahren, was Du nimmst.
Mach's wie Du willst, ich bin's zufrieden,
Nur daß wir bleiben ungeschieden.