Ps 101,1
C.H.Spurgeon
,,Von Gnade und Recht will ich singen."
Ps. 101, 1.
Der Glaube triumphiert in der Trübsal. Wenn die Vernunft und der
Wille ins innere Gefängnis geworfen und ihre Füße in den Stock
gelegt werden, dann macht der Glaube die Kerkermauern
widerhallen mit seinen lieblichen Liedern und ruft aus: ,,Von
Gnade und Recht will ich singen und Dir, Herr, lobsagen." Der
Glaube wirft die schwarze Maske vom Antlitz der Heimsuchung und
entdeckt einen Engel darunter. Der Glaube blickt empor zu den
Wolken und sieht, daß sie von Gnade schwellen und ihren
Segensstrom über ihn auszugießen bereit sind. Sogar in den
Gerichtsprüfungen Gottes gegen uns ist Ursache zum Preis und
Dank. Denn zum ersten ist die Trübsal nicht so schwer, als sie
hätte sein können; dann ist sie nicht so strenge, wie wir sie
verdient hätten; auch ist sie nicht so erdrückend, wie die Last,
welche andre zu tragen haben. Der Glaube sieht, daß seine
schwersten Leiden keine Strafgerichte sind; es ist kein Tropfen
von Gottes Zorn in diesem Kelche; er ist ganz von der Liebe
verordnet. Der Glaube entdeckt das Leuchten der Liebe, gleich
dem Glänzen eines Edelsteins auf dem Brustschildlein des
züchtigenden Gottes. Der Glaube spricht von einer Prüfung: ,,Das
ist ein tröstliches Zeichen; denn nur einem Kinde wird die Rute
zuteil." Und dann singt er von den lieblichen Früchten seines
Leidens, weil sie ihm zum Besten dienen müssen. Ja, der Glaube
spricht sogar: ,,Diese meine Trübsal, die zeitlich und leicht
ist, schaffet eine ewige und über alle Maßen wichtige
Herrlichkeit." So reitet der Glaube auf dem schwarzen Pferde
weiter auf seiner Straße, von Sieg zu Sieg, tritt die
fleischliche Vernunft und den irdischen Sinn unter die Füße und
singt Siegeslieder inmitten des härtesten Kampfes.
,,Kronen sollen tragen,
Die des Kreuzes Plagen
In Geduld besiegt.
Fröhlich auszuhalten
Und Gott lassen walten,
Das macht recht vergnügt.
Drum nimm dir, o Seele, für,
Stets zu beten und zu wachen;
Gott wird's doch wohl machen!"