Ps 95,4
S.Keller
Psalm 95, 4: «Und die Höhen der Berge sind auch sein.»
Hoch im Gebirge, wo gewaltige Felsmassen dräuend
niederstarrten, fand ich in einem frommen Hause diesen Spruch
an der Wand. Ob das ein Trostwort sein sollte oder ein
jauchzendes Bekenntnis des Glaubens, daß der Herr, unser
Gott, alles in seiner Hand hat - ich weiß es nicht. Mir war
es eine Mahnung anderer Art. Sind die Höhen der Berge auch
sein, unseres Gottes, dann muß auch auf ihnen sein Lob von
uns erschallen! Sind die Höhen des Lebens auch sein - jene
Stunden, wo man sich irdisch glücklich fühlt und leicht
Gottes als des reichen, treuen Vaters vergißt - dann muß
unser Herz in solchen Stunden sein gedenken, und dann soll
unser Mund des Herrn Lob verkündigen. Sind die Höhen der
Welt auch sein, dann müssen wir sie für ihn und in seinem
Namen erobern; - mögen es die Berge der Bildung oder der
Kunst oder der Volkswohlfahrt sein, wir haben die Aufgabe,
das, was sein ist, ihm zu erobern, d. h. die Sünde und das
Böse aus solchen Gebieten zu vertreiben. Einst ist das
Naturgebiet durch die persönliche Sünde des Menschen der
Sünde ausgeliefert worden, jetzt muß es durch persönliche
Willenstat der Menschen wieder zurückerobert werden, bis
daß Gott sei alles in allem.
Herr, unser Gott, wir wollen uns heute ganz in deine Hand
geben - hilf uns dazu. Dann heb du uns auf und brauche uns
als deine Werkzeuge und segne uns dabei. Amen.