Ps 91,15
S.Keller
Psalm 91, 15: «... Er rufet mich an, so will ich ihn
erhören ...»
Wie steht es mit deinem "Anrufen"? Ist es wirklich nur der
Anruf eines Vorübergehenden, für den eine Sekunde genügt?
Und sonst redest du nichts mit dem Gott deines Lebens?
Beobachte dich einmal ehrlich, wie lange du in stillem,
ununterbrochenem Gebet seiner gedenkst und dich in den
aufrichtigen Umgang mit ihm versenkst. Was gilt's, länger
als drei Minuten selten und länger als fünf Minuten dauert es
nie; dann ist das Interesse schon aus dem Wege gesprungen und
folgt der Phantasie, wer weiß wohin. Wir sollen nicht viel
plappern wie die Heiden; laute Gebete vor andern Menschen
sollen so kurz wie möglich sein - aber im stillen Gebet vor
seinen Augen - warum gehen dir da so bald die Gedanken aus?
Was man sehr lieb hat und was einem sehr wichtig ist - sollte
das uns nicht länger und tiefer beschäftigen? Das stille
Gebet ist die Seele des lauten, das Mark unserer Arbeit für
den Herrn, die Spannkraft des Bogens, die Erquickung des
Glaubens. Versuch es, ob's wahr ist.
Herr, vergib uns alle Trägheit im Gebet und rühre uns von
oben mit dem Geist des Gebetes an, daß wir in brennender
Liebe zu dir die offene Tür der Ewigkeit treuer benutzen,
wenn wir unserer Kammer Tür geschlossen haben. Erhöre uns,
Herr Jesu, um unserer Seele willen! Amen.