Ps 78,14
J.Kroeker
Über unsere Erquickungen vom Herrn.
"Und leitete sie bei Tage mit einer Wolke und die ganze Nacht
durch helles Feuer. Er spaltete die Felsen in der Wüste und
tränkte sie mit großen Fluten." Ps. 78,14 f.
Diese Schechina, diese Herrlichkeit Gottes war es, die mitzog
auch mit Israel in die Wüste und am Tage in einer Wolkensäule
und des Nachts in einer Feuersäule vor dem Volke herzog,
damit das Volk unabhängig vom Morgen und vom Abend ziehen
konnte. Sie spaltete die Felsen in der Wüste und tränkte die
Menge mit großen Fluten. Sie ließ Bäche aus dem Felsen
hervorspringen und Wasser herabfließen in Strömen. Während
Stephanus unter den Steinen einer fanatischen Menge
zusammenbrach, gibt sie ihm, dem Sterbenden, einen offenen
Himmel. Sie lässt Paulus und Silas im Kerker zu Philippi
Psalmen der Anbetung singen.
Dieses Handeln entspricht der Macht, dieses Hinabsteigen der
Herrlichkeit Gottes, die sich in unserer Nacht und in unsern
Leiden offenbaren will. Gott kennt keine Bindungen durch
Mächte und Zeiten, durch Orte und Verhältnisse. Er kennt nur
das schöpferische Handeln. Ihm muss der Tod wie das Leben,
die Finsternis wie das Licht, die Macht der Feinde wie die
Hingabe seiner Freunde dienen, weil Er der Herr ist aller
Dinge. Kein Pharao der Völker, keine Hölle der Menschheit
schrieben Ihm je sein Handeln vor. Er bestimmte sie, nicht
sie Ihn. Selbst ihre Auflehnung musste ein Beitrag zur
Offenbarung seiner Majestät und Herrlichkeit werden. Das
sind Wirklichkeiten in der Welt des Glaubens - ein Geheimnis
zwar den Fernen, unerschütterliche Erlebnisse jedoch denen,
die durch die Barmherzigkeit Gottes versetzt worden sind in
die Königsherrschaft des Sohnes seiner Liebe.
Verstehen wir nun diese heilige Sehnsucht nach alltäglicher
Gottesherrlichkeit angesichts so dunkler und krisenschwerer
Zeiten, wie sie vor uns zu liegen scheinen? Der Mensch
außerhalb der Welt des Glaubens sieht die Rettung nur in der
äußeren Veränderung der Verhältnisse, in der Reinigung der
politischen Atmosphäre, in der Hebung der allgemeinen
Wirtschaftslage.
So sehr auch Glaubende solch eine Wendung innerhalb der
Geschichte immer begrüßen werden, sie kennen für sich noch
einen höheren Weg. Gottes ungebundene Macht und Gottes
hinabsteigende Herrlichkeit können auch eine bleibende Not,
sich steigernde Wirrnisse und sich mehrende Katastrophen von
Fall zu Fall für sie so verklären, dass Rettung für sie wird,
was anderen zum Untergang werden musste. Nur von dieser
Schau aus konnte Paulus jenes ganz große Wort in die
Geschichte der glaubenden Gemeinde schreiben: "Wir wissen
aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Besten mitwirkt
... Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?"