Ps 72,19
C.H.Spurgeon
,,Alle Lande müssen seiner Ehre voll werden. Amen, Amen."
Ps. 72, 19.
Das ist eine große Bitte. Wer für eine ganze Stadt bittet, muß
die Seile seines Glaubens schon weit spannen, und doch gibt es
Zeiten, wo auch die Fürbitte für einen einzigen Menschen fast
über unser Vermögen geht. Aber wie weit reicht des Psalmisten
Fürbitte am Ende seines Lebens! Wie umfassend, wie erhaben ist
sie! ,,Alle Lande müssen seiner Ehre voll werden!" Da ist auch
das ungebildetste, roheste Volk nicht ausgeschlossen. Das Gebet
erstreckt seine Arme über den Menschenfresser wie über den
Weisesten, über alle Himmelsstriche und über alle Geschlechter
der Menschenkinder: der ganze Erdkreis wird davon umspannt, und
kein Sohn Adams bleibt dabei vergessen. Wir müssen uns aufmachen
und für unsern Meister arbeiten, sonst können wir nicht
aufrichtig solch ein Gebet darbringen. Die Bitte kommt nicht aus
einem aufrichtigen Herzen, wenn wir nicht angelegentlich danach
trachten, mit Gottes Hilfe an der Ausbreitung des Reiches unsers
Herrn mitzuwirken. Sind nicht viele, die beides versäumen, Gebet
und Arbeit? Siehe, der Herr des Lebens ist ans Kreuz genagelt,
eine Dornenkrone verwundet seine Stirn, aus Haupt und Händen und
Füßen fließen blutige Ströme nieder. Wie! kannst du dies Wunder
über alle Wunder betrachten, den Tod des Sohnes Gottes mit
ansehen, ohne in deiner Brust von einer gewaltigen Macht der
Anbetung ergriffen zu werden, die keine Zunge auszusprechen
vermag? Und wenn du fühlst, wie das Blut auch dein Gewissen
besprengt, und wenn du weißt, daß Er deine Sünden ausgetilgt
hat, so bist du kein Mensch, wenn du nicht sogleich dich von
deinen Knieen erhebst und ausrufst: ,,Alle Lande müssen seiner
Ehre voll werden. Amen, Amen." Kannst du dich in liebender
Huldigung vor dem Gekreuzigten neigen und nicht zugleich auch
wünschen, daß dein König auch Herr sei über alle Reiche der Erde?
Wehe dir, wenn du zu sagen wagst, du liebest deinen Herrn, und
begehrst nicht einmal Ihn als den alleinigen Gebieter der
sichtbaren wie der unsichtbaren Welt zu erblicken. Deine
Frömmigkeit hat keinen Wert, wenn sie nicht den Wunsch in dir
erweckt, daß dieselbe Gnade, die dir zuteil geworden ist, auch
der ganzen Welt zu gute kommen möge. Herr, es ist Erntezeit,
sammle Deinen Weizen!