Psalmen

Ps 27,8 D.Rappard Mein Herz hält Dir vor Dein Wort: ,,Ihr sollt mein Antlitz suchen." Darum suche ich auch, Herr, Dein Antlitz. Ps. 27,8.

Das ist ein köstliches Gebet, das sich so fest stützen kann auf Gottes Zusage. Mein Herz hält Dir vor Dein Wort, das ist die Zutrittskarte zum Audienzzimmer des Königs aller Könige. Er kann uns nicht abweisen, wenn wir uns auf seine eigene Einladung berufen. - Ihr sollt mein Antlitz suchen. Das Antlitz eines Menschen ist der Spiegel und Ausdruck seiner Persönlichkeit. Wenn wir vom Antlitz des unsichtbaren Gottes reden, so denken wir an die Offenbarung seines Wesens durch seinen Geist und sein Wort. Das Suchen seines Antlitzes geschieht im Gebet, aber es umfaßt weit mehr als das Aussprechen unserer Bitten. Die Schrift selbst unterscheidet in zarter Weise das Beten vom Suchen des göttlichen Angesichts (2. Chron. 7, 14). Es ist ein Anbeten in der Stille, ein Dringen bis zu Gott hin, ein Durchbrechen der Wolken, die uns von ihm trennen wollen. Und weil der Herr selbst uns zu solchem Suchen auffordert, dürfen wir es kühnlich wagen, es zu tun. Darum suche ich auch, Herr, Dein Antlitz. Es ist selig und kräftigend, jeden Morgen das Antlitz Gottes zu suchen und zu finden, ehe wir das geliebteste menschliche Angesicht begrüßen.

Ich suche Dein Antlitz, mein Herz ist bereit, Komm, wohne und wandle in mir allezeit! Ich suche Dein Antlitz, mich dürstet nach Dir; Mein Gott und mein König, o neig' Dich zu mir!