Ps 22,7
C.H.Spurgeon
,,Alle, die mich sehen, spotten meiner, sperren das Maul auf
und schütteln den Kopf."
Ps. 22, 7.
Spott und Hohn hatten großen Anteil an den Leiden unsers Herrn.
Judas verhöhnte Ihn im Garten; die Hohenpriester und
Schriftgelehrten verlachten und verspotteten Ihn; Herodes
verachtete Ihn; die Kriegsknechte und Diener schmäheten Ihn und
mißhandelten Ihn aufs empörendste; Pilatus und seine Söldlinge
machten sich lustig über sein Königtum, und am Kreuz
umschwirrten Ihn von allen Seiten wie vergiftete Pfeile die
entsetzlichsten Scherze und die scheußlichsten Schmähreden. Hohn
und Spott ist immer schwer zu ertragen; aber wenn wir in großen
Nöten sind, wird er so unbarmherzig, so grausam, daß er bis ins
tiefste Fleisch einschneidet. Denkt euch den gekreuzigten
Heiland, von übermenschlicher Todesangst und leiblichen Qualen
gemartert, und dann denkt euch diese mitleidslose Menge; sie
schütteln alle die Köpfe und zischen und martern mit herzloser
Härte des heillosesten Spottes ein armes, leidendes Opfer! O,
gewiß, es muß in dem Gekreuzigten etwas mehr gewesen sein, als
ihre Augen wahrnehmen konnten, sonst hätte nicht eine solche
große wirre Menge Ihn so einmütig mit ihrer Verachtung geehrt.
War es nicht ein böses Urteil der Selbstverdammung dieser bösen
Welt, daß sie im Augenblick ihres höchsten scheinbaren Triumphs
doch am Ende diese allüberwindende Güte, die an dem Kreuze
thronte, nicht anders verhöhnen konnte, als mit dem Zeugnis
seiner aufopfernden Liebestreue? O Jesu, Du ,,Allerverachtetster
und Unwertester, so verachtet, daß man das Angesicht vor Dir
verbarg," wie konntest Du für Menschen sterben, die Dich so arg
mißhandelten? O, das ist überschwengliche, göttliche Liebe, eine
Liebe über alle Maßen! Auch wir haben Dich verachtet in den
Tagen unsrer Unwissenheit, und auch seitdem wir wiedergeboren
sind, haben wir die Welt, Deine Feindin, in unserm Herzen wieder
überhand nehmen lassen, und doch blutetest Du, um unsre Wunden
zu heilen, und starbest, um uns das Leben zu geben! Ach, daß wir
Dich doch in aller Menschen Herzen erhöhen könnten auf einem
herrlichen, erhabenen Thron! Wir möchten gern Dein Lob verkünden
über Länder und Meere hinaus, bis daß Dich endlich die Menschen
so einmütig anbeten, wie sie Dich einst verachteten!
,,Ach, Du hast ausgestanden Spott, Lästerung und Hohn,
Verachtung, Schmach und Schanden, Du großer Gottes-Sohn!"