Ps 17,15
S.Keller
Psalm 17, 15: «Ich aber will schauen dein Antlitz in
Gerechtigkeit; ich will satt werden, wenn ich erwache, an
deinem Bilde.»
Eine Luftspiegelung täuscht dem hungernden und durstenden
Pilger der Wüste die Nähe einer herrlichen Oase vor, und
obschon es nur ein leeres Luftbild ist, setzt es instand,
stundenlang weiter zu wandern. Wie ganz anders muß eine
Wirklichkeit, die uns als Ziel gezeigt wird, erst wirken!
Der da jetzt hungert und dürstet nach der vollkommenen
Gerechtigkeit für sich selbst, für alle andern und für alle
Verhältnisse, sieht die herrliche Erfüllung solcher Sehnsucht
vor sich. Und das alles in einem Namen: Jesus! So gewiß
dieser Jesus eine große Zukunft hat, so gewiß ist mir,
der ich jetzt glaubend im tiefen Sand der Weltwüste
dahinschreite, daß ich einst sein Antlitz sehen werde.
Dann bin ich selbst auch ganz gerecht geworden! Die
Glaubensgerechtigkeit trug hier die Umrisse einer
vollkommenen Lebensgerechtigkeit an sich und weissagte von
dem, was werden soll. Dann soll aber Hunger und Durst
vergessen sein: ich will satt werden, wenn ich an jenem
großen Morgen erwache mit einem einzigen Blick auf Jesus! Um
solch ein Ziel lohnt sich's weiter zu wandern, länger zu
leiden, auszuharren bis zum Kleinod hin. Tröstet euch
untereinander mit solcher Hoffnung.
Ja, ich sehne mich aus dem Lande des Stückwerks nach dir,
Herr Jesus! Bei dir ist die Fülle und liebliches Wesen zu
deiner Rechten ewiglich. Halt uns vor uns laß uns schauen
jene immergrünen Auen, die dein Wort verspricht. Amen.