Ps 16,7
C.Eichhorn
Der beste Ratgeber
Ich lobe den Herrn, der mir geraten hat. Ps. 16, 7
Es machen sich viele Ratgeber an uns heran, aber nur einer
gibt uns wirklich guten Rat. Das ist der Herr. Er heißt:
"Wunder von Berater" (wörtl.). Er kann uns darum so gut
beraten, weil er nicht nur unser wahres Wohl in reinster
Liebe sucht, sondern weil er uns und die Umstände genau
kennt, besser als wir selbst. - Wozu hat er wohl einst
dem David geraten? David rühmt das hohe Glück, das sich
ausspricht in den Worten: "Der Herr ist mein Gut und mein
Teil." Der Herr selbst war es, der dem David geraten hat, ihn
zu seinem Teil zu erwählen. Eine bessere Wahl kann man nicht
treffen. Maria hatte das gute Teil erwählt. David kann den
Herrn nicht genug dafür loben, daß er ihm zu dieser Wahl
geraten hat. Es gibt auch sonst nützliche und verständige
Ratschläge. Aber sein Rat ist unübertroffen. - Am Anfang
der Bibel lesen wir von Satan, dessen böser Rat die ersten
Menschen ins Verderben gestürzt hat. Damals war eine
Schlange sein Werkzeug, jetzt sind es unzählige Menschen,
durch die er seine verderblichen Ratschläge ausstreut. Sein
Rat hat einst Adam eingeleuchtet, und jetzt findet er erst
recht Anklang in unsern sündigen und verkehrten Herzen.
Damals riet er, von der verbotenen Frucht zu essen. Dann,
sagte er, werden eure Augen aufgetan, ihr werdet eine
wundervolle Erkenntnis davontragen: "Ihr werdet sein wie
Gott." Das schlug ein. Denn wer möchte nicht zu göttlicher
Höhe emporgeführt werden? Eva ließ sich durch diese
herrliche Aussicht bestechen, aß und gab auch ihrem Mann von
der reizenden Frucht. Betrogen, verloren sie, anstatt zu
gewinnen. Sie aßen sich den Tod. - So geht es bis auf den
heutigen Tag. Allezeit leuchten die verkehrten Ratschläge
unserer Natur mehr ein als der gute Rat unseres größten
Wohltäters Jesus. Denken wir z. B. an Rehabeam, den Sohn
Salomos! Als er seine Regierung antrat, bat ihn das Volk,
das schwere Joch, das seit seinem Vater auf ihnen lastete,
zu erleichtern. Er beriet sich zuerst mit den erfahrenen
Ältesten. Sie rieten ihm, der Bitte des Volkes zu
willfahren. Dies paßte aber seinem Hochmut nicht. Er hielt
Rat mit den Jungen, seinen Altersgenossen. Sie rieten das
Gegenteil. Er solle das Joch noch bedeutend verschärfen.
Dies entsprach seinem Herrschergelüste und gewalttätigen Sinn.
Doch was war der Erfolg? Zehn Stämme fielen von ihm ab. -
So kommt Satan mit seinem Rat unserem verkehrten Sinn allezeit
entgegen. Er schmeichelt unsern Neigungen oder doch unserer
angeborenen Leidensscheu. Denken wir daran, wie einst Petrus
dem Heiland zurief: "Das widerfahre dir nur nicht!" Sofort
erkannte Jesus, daß hinter diesem wohlmeinenden Rat, dem
Leiden auszuweichen, Satan stand. Hätte ihn Jesus befolgt,
so wäre er dem Willen des Vaters ungehorsam gewesen, und die
Menschheit wäre unerlöst geblieben. - Gott gebe Ratgeber auf
unserem Lebensweg, die uns als Werkzeuge Gottes beraten; er
öffne unsern Sinn für seine Zeugnisse, welche die besten
Ratsleute sind (Ps. 119, 24)!
C.Eichhorn
Zartes geistliches Empfinden
Es züchtigen mich meine Nieren des Nachts. Ps. 16, 7
Nach der Schrift sind die Nieren der Sitz der innersten und
feinsten Regungen und Empfindungen der Seele. Der Herr
erforscht Herzen und "Nieren". Das Wort für "züchtigen"
bedeutet im Hebräischen auch: unterweisen, mahnen, anspornen.
- Meine Nieren gemahnen mich des Nachts, den Herrn zu loben,
der mir geraten hat, ihn mir zu meinem Teil zu erwählen.
Eigentlich ist es der Herr, der zum Lob antreibt. David
spürt diese Anregung aus seinem tiefsten Inneren heraus in
stiller Nacht. "Um Mitternacht stehe ich auf, dir zu danken
für die Rechte deiner Gerechtigkeit." Kennst du diesen
verborgenen Herzensdrang zu Lob und Dank? Gibst du ihm auch
Raum, daß der Unzufriedenheit und des Klagens weniger wird?
- Doch gibt auch "Meine Nieren züchtigen mich" einen guten
Sinn. Wir spüren ein inneres Strafen. Dahinter steht der
Geist Gottes. Aber haben wir denn auch wirklich ein solch
zartes inneres Empfinden? Leider können die inneren Sinne
ebenso zerstört werden und verfallen wie die äußeren Sinne
des Gesichts und Gehörs. Die Bibel spricht von "geübten
Sinnen", die imstande sind, Gutes und Böses genau zu
unterscheiden (Hebr. 5, 14). Sie redet aber auch von
zerrütteten Sinnen", die die Stimme der Wahrheit nicht
mehr vernehmen (1. Tim. 6, 5). "Ihr Sinn ist ganz eitel
geworden, hohl, leer und gehaltlos." Sie sind "ruchlos",
wörtlich: "sie haben sich abgestumpft" (Eph. 4, 17-19).
Heutzutage wimmelt es von solch traurigen Menschen. Ihnen
ist es in der Finsternis der Gottesferne ganz wohl. Jede
Spur vom Verlangen nach Gott ist in ihrer Seele erloschen.
Sie gleichen einem ausgebrannten Krater. Zugleich haben sie
auch alles sittliche Empfinden verloren, sie fragen nicht
danach, was recht, sondern nur, was ihnen vorteilhaft oder
angenehm ist. Sie stehen jenseits von Gut und Böse. Sünde
gibt es für sie nicht mehr, sie begehen höchstens eine
"Dummheit". - Soweit kommt der Mensch, wenn er die edlen
inneren Sinne verwahrlosen läßt und fortgesetzt an ihnen
frevelt. - Wie bekommt man nun geübte oder wohlgeschulte
innere Sinne? Die Schrift sagt: durch "Gewohnheit" oder
genauer: infolge der Übung und des Gebrauchs. Die inneren
Sinne verschärfen sich, wenn man sorgfältig auf sie achtet,
wenn man sie schont, sie nicht stört und hindert. Dann
kann der Geist Gottes sich durch sie vernehmbar machen.
Er tut dies in stillen Stunden, besonders in der Nacht,
wo der Tageslärm verstummt. Da treten die inneren Sinne
in Tätigkeit. Wir empfinden es, wenn sich etwas störend
zwischen Gott und die Seele gelegt hat. Wir spüren auch die
feinsten Abweichungen von den Linien des Gehorsams und der
Wahrheit. Ein unrechtes Wort, ein verkehrter Gedanke kommt
uns zum Bewußtsein. Gehorchen wir doch solchen inneren
Zurechtweisungen! Dann werden wir immer feinfühliger, es
wächst der heilige Instinkt für das, was Gott wohlgefällig
ist. Der Herr kann uns dann mit seinen Augen leiten; denn
wir sind keine unbändigen Rosse und störrischen Maultiere
(Ps. 32, 9).