Ps 16,1
C.Eichhorn
Bitte um göttliche Bewahrung
Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich. Ps. 16, 1
Eine hochnötige Bitte, die wir uns aneignen wollen. Nur
genügt es nicht, daß wir die Gebete anderer hersagen oder
ablesen. Sie müssen unsere eigenen werden. So auch die
vielsagende Bitte um Bewahrung. Jesus bittet den Vater, daß
er die Seinigen bewahren wolle vor dem Argen. Auch will der
erhöhte Heiland selbst seine Erlösten fest in seiner Hand
halten, daß niemand sie ihm entreißen darf. Die Bewahrung
bezieht sich auf Leib und Seele. Unser leibliches Leben ist
beständig von Gefahren bedroht. Bei aller Vorsicht können
wir uns selbst nicht genügend schützen. Die gefährlichsten
Feinde unserer Gesundheit sind die winzigen Bazillen, die wir
mit bloßem Auge nicht sehen können. Diese kleinen Sporen
oder Keime schwirren um uns. Wir atmen sie ein und ahnen
nicht, daß wir vielleicht in Kürze von diesen Trägern der
ansteckenden Krankheiten überwältigt daliegen, um vielleicht
nicht wiederaufzustehen. Wir können uns in acht nehmen,
einem Typhus- oder einem Lungenkranken nahezukommen. Doch
alle Vorsicht schützt nicht unfehlbar. Wenn uns Gott
bewahrt, können wir einen solchen Kranken pflegen oder ihm
mit Gottes Wort dienen und bleiben vor Ansteckung bewahrt.
Aber noch viel wichtiger ist die Bitte um Bewahrung im Blick
auf unsere Seele. Wenn sie Schaden nimmt oder gar zugrunde
geht, dann ist das ein unendlich größerer Verlust. Unser
Leib wird doch früher oder später ein Raub der Verwesung.
Unsere Seele ist in dieser Welt voll Unreinheit, Lüge und
Unehrlichkeit in großer Gefahr der Ansteckung. Die Träger
der Ansteckung sind unsaubere, verführerische Reden, die
unser Ohr treffen, unkeusche Blicke, die unser Auge berühren.
Sie bringen den Giftstoff in die Seele, und dann breitet er
sich darin aus, bis unser Inneres verdorben ist. Wir können
die Gesellschaft leichtsinniger und schlechter Menschen mit
dem besten Willen nicht meiden. Sonst müßten wir die Weit
räumen. Gehen wir ihnen auch möglichst aus dem Weg, unser
Beruf führt uns mit ihnen zusammen, in der Eisenbahn sitzen
wir neben ihnen. Wir können unser inneres Ohr zustopfen und
die bösen Eindrücke loszuwerden trachten. Aber Gott muß das
Beste tun. Er muß uns mit einer feurigen Mauer umgeben. Er
muß unsere Seele unempfänglich machen, daß die schlimmen
Eindrücke an ihr abprallen. Er muß, wenn sie doch
eingedrungen sind, uns Gnade schenken, die bösen Giftstoffe
wieder auszustoßen. Er muß die Spuren, die sie hinterlassen
haben, mit dem Blut Jesu wegwischen und uns vor neuer
Befleckung bewahren. Er tut's. Nur müssen wir fest auf ihn
trauen. "Wir werden aus Gottes Macht zur Seligkeit bewahrt",
wie Petrus sagt. Aber er fügt hinzu: durch den Glauben. Wir
müssen es dem Herrn zutrauen und fest auf ihn rechnen.
So viel wir auf ihn trauen, so viel kann er uns seine
bewahrende Macht erfahren lassen im äußeren und im inneren
Leben.