Ps 9,20
S.Keller
Psalm 9, 20: «Gib ihnen, Herr, einen Meister, daß die Heiden
erkennen, daß sie Menschen sind.»
Zwischen der Überhebung: ,,Ihr werdet sein wie Gott" und dem
Waffenstrecken vor tierischen Trieben: ,,Aus gröbrem Stoff
schuf mich die Natur, und zu der Erde nieder zieht mich
die Begierde" schwankt der natürliche Mensch hin und her.
Trotzig und verzagt; heute greift er nach den Sternen, und
morgen spricht er: ,,Hier ist dein Kranz, er sei auf ewig mir
verloren, nimm ihn zurück und laß mich sündigen." Dämonischer
Hochmut oder tierische Triebe! Und doch ist der Meister
längst mitten unter sie getreten, der Menschenwürde und
Menschentum an seinem Leben gezeigt hat und die Hilfe dazu
durch seinen Tod entbunden hat. Jesus ist das Menschenmuster
für uns geworden. Nur bei ihm ist keine Übertreibung, keine
Entartung, keine Verzerrung durch die Sünde entstanden. An
ihm sehen wir, was wir hätten sein und werden sollen. Wem
wir ähnlich werden wollen, den müssen wir stets anschauen.
,,Unsere Seele soll sich immer schicken, aus Not und Liebe
nach dir zu blicken, ohn' Unterlaß." Das verloren gegangene
Ebenbild Gottes muß wieder hergestellt werden durch des
Menschen Sohn, durch Christus. Diese Arbeit nennt die
Schrift Heiligung; sie dauert bis zum letzten Atemzug auf
Erden.
So löse denn, Herr Jesus, die feinsten Wurzeln unseres Wesens
aus dem Erdreich das mit Gift getränkt ist und uns verdirbt,
und pflanze uns in einen heiligen Naturboden ein, wo du
unsere Nahrung und Kraftquelle wirst und wir wachsen dürfen
in dein Bild hinein. Amen.