Ps 5,8
C.H.Spurgeon
,,Herr, leite mich in Deiner Gerechtigkeit, um meiner Feinde
willen."
Ps. 5, 8.
Die Feindschaft der Welt gegen das Volk Christi ist gar bitter.
Menschen vergeben einander gern tausend Fehltritte, aber die
geringste Beleidigung gegen einen Jünger Jesu verherrlichen und
preisen sie. Anstatt uns darüber zu betrüben, wollen wir es uns
zur Aufmunterung dienen lassen, und weil so viele über unser
Tun und Lassen wachen, so soll es uns ein ganz besonderer Sporn
sein, recht sorgfältig in den Wegen Gottes zu wandeln. Wenn wir
sorglos dahinleben, so entdeckt es die luchsäugige Welt recht
bald, und mit ihren hundert Zungen breitet sie es aus, und die
Verleumdung übertreibt und verdreht die Sache mit geschäftigem
Eifer. Die Welt frohlockt siegreich: ,,Seht, so muß es kommen!
Ach, wie doch die Christen handeln, sie sind alle Heuchler und
alle gleich!" So widerfährt der Sache Christi großer Nachteil
und sein heiliger Name wird hart geschmäht. Das Kreuz Christi
ist schon an sich der Welt ein Stein des Anstoßens; hüten wir
uns, daß wir diesen Anstoß nicht aus eigner Schuld vergrößern.
Es ist ,,den Juden ein Ärgernis": erinnern wir uns, daß wir kein
Ärgernis geben, wo schon so viel des Argen vorhanden ist. ,,Den
Griechen ist es eine Torheit": wir wollen nicht mit eigner
Torheit Anlaß geben zum Spott, mit welchem die Weisheit dieser
Welt das Evangelium verhöhnt. Wie sorgfältig sollten wir auf
unsrer Hut sein! wie strenge unser Gewissen bewahren! In
Gegenwart von Widersachern des Kreuzes, welche auch unsre besten
Handlungen zum übelsten ausdeuten und uns unlautere Absichten
unterschieben, wo die an unsrem Tun nichts zu tadeln finden,
können wir nicht vorsichtig genug sein. Die Zionspilger ziehen
wie verdächtiges Gesindel durch die Stadt Eitelkeit. Nicht nur
stehen wir unter Aufsicht, sondern geheime Kundschafter umgeben
uns von allen Seiten. Der Verrat lauert überall auf uns, daheim
und draußen. Fallen wir dem Feind in die Hände, so mögen wir
ehr von einem Wolf Großmut erwarten, oder Gnade von einem
Feind, als irgendwelche Nachsicht mit unseren Schwachheiten von
den Menschen, welche ihren Abfall von Gott mit Lästerungen gegen
sein Volk zudecken.
O Herr, leite uns in Deiner Hut,
damit uns unsre Feinde nicht überfallen!