Ps 4,3
C.Eichhorn
Wunderlich, doch seliglich!
Erkennet doch, daß der Herr seine Heiligen wunderbar führt!
Ps. 4, 3
Ich bin vor vielen wie ein Wunder, sagte einmal der fromme
Sänger. Gott geht mit seinen Leuten besondere Wege. Das
zeigte sich im Leben Davids. Er, der Mann nach dem Herzen
Gottes, steht als entthronter König wie ein von Gott
Verworfener da. Selbst in seiner Umgebung hört er Stimmen
völligen Kleinmuts. Es ist, als hätte Gott seine Hand von
ihm abgezogen und ihn fallen lassen. David selbst aber wird
nicht irre. Er ist der göttlichen Erwählung gewiß. Er weiß,
wenn es auch ganz tief hinuntergeht und alle Aussichten
versperrt sind: Gott kann mich doch wieder emporführen. "Er
macht seinen Heiligen zu einem Wunder." Es geht durch Ehre
und Schande, durch böse Gerüchte und gute Gerüchte. Die
Gottesknechte werden als Verführer von der Welt gebrandmarkt,
aber alle, die noch verständig sind, erkennen sie als
wahrhaftig. Sie werden verkannt, aber sie finden auch
Anerkennung bei allen, welche die Wahrheit lieben. Sie sind
Sterbende und scheinen hoffnungslos dem Tod verfallen. "Sie
erfahren viele und große Angst." Aber auf einmal kommen sie
doch wieder zum Leben. Sie werden gezüchtigt, aber nicht
getötet. Sie kommen in Verlegenheit, sie sehen keinen Weg
mehr, aber sie brauchen nicht zu verzagen. Gott findet einen
Ausweg. Sie sprechen mit dem Lied: "Du weißt den Weg für
mich, das ist genug!" Sie werden verfolgt, aber doch nicht
dem Feinde preisgegeben. Manchmal werden sie wohl auch zu
Boden gestreckt, aber sie bleiben nicht liegen. Gott führt
mit den Seinen ein wunderbares Schauspiel auf. Die Apostel,
seine Knechte, die den höchsten Platz einnehmen, machte er
zum Auskehricht. Sie befinden sich in seiner genauesten
Obhut, aber vor der Welt stehen sie da als Schlachtschafe,
die dem Untergang geweiht sind. Warum tut das Gott? Er tut
es zur Erziehung der Seinen und zur Erprobung ihres Glaubens.
Er tut es, um seine Herrlichkeit und Macht zu erweisen. Wenn
alles aus zu sein scheint, dann tritt er auf den Plan. Wenn
menschliche Kraft und Einsicht am Ende ist, fängt seine Macht
und Weisheit an. In der völligen Ohnmacht kommt seine Kraft
zur Geltung. Wenn alle Stützen brechen, streckt er seinen
Arm aus. Wo es ganz dunkel wird, läßt er sein Antlitz
leuchten. "Aus der Enge in die Weite, aus der Tiefe in die
Höh' führt der Heiland seine Leute, daß man seine Wunder
seh'." Darum laßt uns nicht stutzig oder gar irre werden,
wenn's vorerst wunderlich und seltsam zugeht! Gott zeigt
gar oft das Widerspiel von dem, was in seinem Herzen ist.
"Vertraue seinen Wunderwegen, sie enden sich in Lieb' und
Segen! Genug, wenn du ihn bei dir hast! Verzage nicht,
warte! Es triumphiert zuletzt sein hoher Rat.