Neh 3,8
C.H.Spurgeon
,,Und sie bauten auf zu Jerusalem bis an die breite Mauer."
Neh. 3, 8.
Wohl befestigte Städte haben breite Mauern, und solche starke
Mauern hatte auch Jerusalem zur Zeit der Blüte. In gleicher
Weise muß auch das neue Jerusalem umgeben und beschützt werden
von einer breiten Mauer der Ausscheidung von der Welt, der
Absonderung von ihrem Geist und ihren Gewohnheiten. Die Bekenner
des Evangeliums scharen sich nicht mehr so fest um das Panier
des Heilandes; von allen Seiten erheben sich Stimmen für eine
Verwischung der scharfen Grenze; man gibt sich leichtsinnigem
Zeitvertreib viel williger hin, und eine allgemeine
Gleichgültigkeit droht des Herrn eignes Volk der heiligen
Eigenschaften zu berauben, welche es von den Sündendienern
aussondert. Das wird ein folgenschwerer, aber unglücklicher Tag
sein für die christliche Gemeinde und für die Welt, wenn die
beabsichtigte Verschmelzung sich vollziehen wird; wenn die Söhne
Gottes und die Töchter der Menschen sich untereinander
vermengen, dann wird eine andre Sündflut des Zornes Gottes
hereinbrechen. Lieber Freund, laß es dein Anliegen sein, im
Herzen, im Wort, im Handel und Wandel die breite Mauer zu
behaupten, und bedenke, daß die Freundschaft dieser Welt eine
Feindschaft wider Gott ist.
Die breite Mauer bot den Einwohnern zu Jerusalem eine Stätte der
Erholung, von wo aus sie einer herrlichen Aussicht in die
umliegende Gegend genießen konnten. Das erinnert uns an des
Herrn sehr breite Gebote, auf welchen wir uns in der
Gemeinschaft des Herrn Jesu frei ergehen, und von wo aus wir die
Vorgänge auf Erden überblicken und unsre Blicke auf die
Herrlichkeiten des Himmels richten können. Von der Welt
abgesondert, versagen wir uns alle ungöttlichen Genüsse und
fleischlichen Begierden, und dennoch sind wir nicht in einem
Gefängnis oder durch enge Grenzen umschränkt, sondern wir
wandeln in einer seligen Freiheit, weil wir seine Gebote halten.
Komm, liebe Seele, wandle diesen Abend mit Gott in seinen
Satzungen. Wie ein Freund dem andern begegnet auf der
Stadtmauer, so begegne deinem Gott in Gebet und Andacht. Die
Bollwerke des Heils darfst du frei betreten, denn du bist ein
Gefreiter der königlichen Burg, ein Bürger der Hauptstadt des
himmlischen Reichs.