2Chr 16,9
D.Rappard
Des Herrn Augen schauen über alle Lande, daß er
stärke die, so von ganzem Herzen an ihm sind.
2. Chron. 16,9.
Von seinem Himmelsthron schaut Gott hernieder auf die
Menschenkinder. O, wie muß sein Herz betrübt sein über
die Greuel der Sünde, die er sieht! Wie klein und gering mag
vor ihm alles das Große und Hohe erscheinen, dessen sich die
Menschen rühmen!
Seine Augen suchen nach etwas anderem, nämlich nach
denen, die ,,von ganzem Herzen an ihm sind". Er kennt sie als
die Seinen. Sie sind köstlich, so wertlos sie an sich sind.
Sie sind die Kleinodien, die einst seine Krone zieren sollen.
Sie sind die lebendigen Steine, aus denen der geistliche Tempel
zusammengesetzt ist. Sie sind die Glieder der heiligen Brautgemeinde,
die im neuen Jerusalem mit ihm vereinigt sein wird in Ewigkeit.
In allen Landen, wo sie zerstreut wohnen, unter allen Völkern
und Rassen, in allen Lagen und Verhältnissen findet er sie.
Er sieht sie auch da, wo des Satans Stuhl ist (Off. 2, 1 3).
Welch ein erhebender Gedanke ist dies! Bin ich von ganzem
Herzen an ihm, so schaut er jetzt auch auf mich, auf meine
Geliebten in der Ferne, auf seine teuren Boten im dunklen
Heidenland. Sein Auge ruht auf allen. Und aus diesem Blick
fließt Kraft und Leben.
Herr, Deine Augen sehen nach dem Glauben.
Unsere Augen schauen, Herr, zu Dir.
Stärke uns, daß wir von ganzem Herzen an Dir seien.
J.Kroeker
Über unseren Glaubensumgang mit Gott.
"Denn die Augen des Herrn überschauen die ganze Erde, damit
Er seine Macht an denen erweise, deren Herz ungeteilt auf
Ihn gerichtet ist." 2.Chron. 16,9.
Als Gott den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis schuf,
adelte Er ihn zur inneren Wesensverwandtschaft mit sich
selbst. Es gibt in der Schöpfung kein Geschöpf, das dem
Schöpfer so wesensverwandt wäre, wie der Mensch. In keinem
Wesen liegen so alle Keime zur Ebenbildlichkeit Gottes
entwicklungsbereit, wie im Menschen. Sie warten nur auf die
Belebung und Entfaltung durch den Odem Gottes und durch die
Gemeinschaft mit Gott. Kein Schöpfungswesen ist daher zu
solch tiefer und umfassender Gotteserkenntnis und zu solch
einer innigen und unmittelbaren Gottesgemeinschaft fähig, wie
der Mensch.
Daher sehnte sich Gott auch je und je nach dem Umgang mit
den Menschen, und zwar nicht allein um des Menschen, sondern
auch um seiner selbst willen. Wie es uns in unserem Leben
erquickt, wie wir uns freuen, wenn wir geistesverwandte
Seelen sowohl unsere höchsten als auch unsere schmerzlichsten
Erlebnisse mitteilen können, so auch Gott.
Diese Gottesgemeinschaft war es, die die alten Väter und
Propheten, die Jesusjünger und Apostel, die Gottsucher und
Anbeter aller Zeiten immer wieder an innerlichem Gotterleben
so reich machte. Durch ihr Gottschauen wurden sie Gott
verwandt, durch ihren Umgang mit Gott so vertraut mit Ihm,
dass Er ihnen zu ihrem und der Welt Heil Dinge anvertrauen
konnte, die sonst ewig ein Geheimnis geblieben wären. Wie
auch wir uns letzthin nur von denen am besten verstanden
sehen, die uns innerlich am meisten geistesverwandt sind, so
kann sich auch Gott in seinen Höhen und Tiefen, in seinen
Erlösungsplänen und Segensabsichten, in seinen Warnungen
und Gerichten allein denen mitteilen, die durch ihre innere
Herzenseinstellung auf Ihn hin empfänglich geworden sind für
seine göttlichen Offenbarungen.
Trägt doch jeder Mensch zwei Möglichkeiten in sich: die der
höchsten Gottesverwandtschaft, ohne je Gott zu werden, aber
auch die der tiefsten Gottferne. Löst erst der Mensch seine
Verbindung nach oben, dann verpflichtet er sich nach unten.
Findet er seinen Gott nicht mehr im Schöpfer, so vergöttert
er eines Tages das Geschöpf. Liegt seine Seligkeit nicht
mehr im Verkehr mit Gott, so berauscht er sich an den
Segnungen der Erde. Eines Tages sieht er sich unbedingt vor
die Wahl gestellt, sich entweder für die Gottesgemeinschaft
oder für die Gottesferne zu entscheiden.