2Chr 6,1
A.Christlieb
Drei Gebetshinweise aus dem Gebet Salomos bei der Tempelweihe
2. Chronik 6
Von dem köstlichen Gebet Salomos bei der Einweihung des
Tempels sagt Gott selbst: »Ich habe es erhört« (2. Chron.
7, 12).
Daß Gott auch zu unseren Gebeten sagen könnte: »Ich habe sie
erhört.« Wie reich würde unser Leben!
Wenn wir wünschen, daß Gott auch zu unserm Flehen sein Ja und
Amen spreche, wird es gut sein, auf drei wichtige Züge in dem
salomonischen Gebet zu achten.
1. Eine Einschränkung im Gebet
Laßt uns beachten, daß Salomo eine gewisse Einschränkung in
sein Gebet aufnimmt. Er möchte gern, daß Gott sich zu dem
neu gebauten Tempel dadurch bekenne, daß er die in diesem
Hause aufsteigenden Gebete erhört.
Aber bittet Salomo etwa ohne weiteres, daß Gott alle dort
aufsteigenden Gebete erhöre? Nein, er kennt wohl die
wichtigen Voraussetzungen, die zu einem erhörlichen Gebet
nötig sind, und deshalb vergißt er nicht, diese mit zu
erwähnen. So bittet er nicht etwa, daß Israel nach einer
Niederlage gleich wieder Hilfe erhalte auf sein Flehen,
sondern dann erst, wenn es sich bekehrt und dann bittet und
fleht (V. 24 u. 25).
So bittet Salomo auch, daß Gott den verschlossenen Himmel auf
das Gebet im Tempel hin erst dann wieder zum Regnen auftun
wolle, wenn Israel sich von den Sünden bekehrt (V. 26).
Ferner bittet er nicht für jeden beliebigen Feldzug Israels
um den Sieg, sondern für die Kriege, die Israel nach dem
Willen und im Auftrage des Herrn unternimmt. »Wenn dein Volk
auszieht in den Streit wider seine Feinde des Weges, den du
sie senden wirst ..., so wollest du ihr Gebet und Flehen
hören« (V. 34 u. 35).
Salomo bittet nicht, daß Israel aus der Gefangenschaft erlöst
werde, sobald es, nach dem Tempel gewandt, um Freiheit ruft,
sondern: »Wenn die Feinde sie gefangen wegführen und sie in
ihr Herz schlagen und flehen: Wir sind gottlos gewesen, so
wollest du hören« (V. 36-39).
Daß wir diese heiligen Voraussetzungen in unserem Gebet doch
nicht vergessen möchten und allezeit vor der Befreiung aus
allerlei Not um die rechte innere Herzensstellung und Beugung
und um Abkehr von der Sünde flehen möchten, damit unser
Flehen vor Gott angenehm werde!
2. Die Richtung nach Golgatha
Einen zweiten Hinweis wollen wir aus dem Wort nehmen: »Höre
das Flehen deines Volkes, das sie bitten werden an dieser
Stätte« (V. 21).
Salomo bittet um Erhörung für die, welche »an dieser Stätte«
und - falls dies nicht möglich ist, wie in der Gefangenschaft
-»nach diesem Tempel hingewandt« (V. 38) beten.
Gott hatte für die Zeit des Alten Bundes einen bestimmten
Ort, den Tempel in Jerusalem, als Stätte seiner
Gnadengegenwart erwählt. Zu diesem Ort sollte Israel kommen,
und in der Ferne sollte es wenigstens nach diesem Ort
hingewandt sein Gebet verrichten.
Wir haben auch einen Platz, der die Verheißung der besonderen
Gnadengegenwart Gottes hat, das ist das Kreuz Christi. Nicht
äußerlich wollen wir uns nach der Richtung dieses Ortes
wenden, aber dies wollen wir festhalten: Wie die Juden zur
alttestamentlichen Zeit sorgfältig darauf achteten, daß sie
der Opferstätte in Jerusalem zugewandt waren, so wollen wir
bei allen Gebeten auf das genaueste darauf bedacht sein, daß
wir in unserem innersten Herzensgrunde nach Golgatha gewandt
sind, d. h. in keiner Weise vor Gott irgendwelchen Anspruch
auf Grund unserer Rechtschaffenheit erheben, sondern allein
um des teuren Sühneopfers Jesu willen Gnade suchen. Diese
Richtung nach Golgatha haben wir dann, wenn wir von
Herzensgrund wie Daniel bitten: »Wir liegen vor dir mit
unserm Gebet, nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern
auf deine große Barmherzigkeit« (Dan. 9, 18).
Die Pharisäer mochten wohl äußerlich die ganz korrekte
Stellung zum Tempel hin einnehmen, aber allein der Zöllner,
der nach Gnade verlangte, war innerlich dorthin gewandt (Luk.
18, 13). Solches Gebet wird erhört.
3. Das Ziel des rechten Betens
Endlich laßt uns das Ziel des Gebetes betrachten. Warum
fleht Salomo um Erhörung gerade an diesem Platz: ». . .
auf daß alle Völker auf Erden deinen Namen erkennen und dich
fürchten« (V. 33).
Die Verherrlichung des göttlichen Namens ist sein Ziel. Wie
einst Elia um Feuer vom Himmel bat, damit »dies Volk wisse,
daß du, Herr, Gott bist« (1. Kön. 18, 37), so fleht Salomo
um Erhörung der Gebete im Tempel, damit der Name des Gottes
Israels in allen Landen Anerkennung finde. Daß unser Gebet
von allen selbstsüchtigen Beweggründen gereinigt würde und
auf die Anerkennung Gottes auf der ganzen Welt hinzielte!
Wie groß würde unsere Gebetskraft! Gott helfe uns, nach
seinem Willen zu beten, nach Golgatha gewandt zu sein und die
Ehre Gottes im Auge zu haben, damit auch unsere Gebete erhört
werden!