2Kö 20,1
C.Eichhorn
Die Bereitung für den Abschied aus der Zeit
Bestelle dein Haus; denn du wirst sterben! 2. Kön. 20, 1
Mitten in seinen wunderbaren Erfahrungen (siehe Jesaja 37)
überfiel den König Hiskia eine Todeskrankheit. Daran hatte
er als etwa 39jähriger noch nicht gedacht. Er sprach: "Nun
muß ich zu des Totenreichs Pforten fahren in der Mitte meines
Lebens, da ich gedachte, noch länger zu leben." Er litt Not,
und um Trost war ihm sehr bange. Da kommt der Knecht des
Herrn, Jesaja, zu ihm mit der Botschaft: "Bestelle dein Haus;
denn du wirst sterben!" Darf man denn einem Schwerkranken so
etwas sagen? Ist es recht, ihm alle Hoffnung zu nehmen und
ihn in eine große Aufregung zu versetzen? Viele Ärzte halten
es für nötig, dem Kranken etwas vorzulügen, und die
Angehörigen unterstützen sie meist darin. Man will doch dem
Kranken nicht weh tun und ihm nicht den letzten Strohhalm
rauben, an den er sich klammert. Und doch erweist man ihm
damit einen schlechten Dienst. Die Wahrheit ist immer eine
Wohltat, auch wenn sie sehr weh tut. Die Liebe wirft sie
ja nicht schroff hin, sondern bringt sie vorsichtig und
freundlich nahe. Ist es denn nicht ein Jammer, wenn der
Kranke die wenigen Tage, die er noch zu leben hat, in
nichtigen Hoffnungsgedanken hinbringt, anstatt die kostbare
Zeit zur Vorbereitung für den großen Schritt in die Ewigkeit
zu benützen? Hiskia war nicht bereit. Er weint bitterlich.
Seine Schuld steht zwischen ihm und Gott. Schrecken des
Gerichts haben ihn erfaßt. In Beugung schreit er um
Erbarmen. Seine Sünden wirft Gott hinter sich. Nun stehen
sie nicht mehr zwischen ihm und Gott. Jetzt kann er sterben
und bekommt 15 Jahre Lebenszulage. Kannst du sterben, mein
Freund? - Bestelle dein Haus! Es ist gut, auch die äußeren
Angelegenheiten beizeiten zu ordnen und über sein Besitztum
testamentarisch zu verfügen. Man stirbt darum nicht, daß man
den Gedanken an den Tod ins Auge faßt. Es ist aber noch viel
wichtiger, den Haushalt des Herzens zu ordnen. Vor allem
bringe dein Verhältnis zu Gott ins reine! Nimm keine Sünde
mit in die Ewigkeit, räume gründlich aus, laß keinen Bann auf
deinem Gewissen! Sprich dich gegen einen Seelsorger aus, dem
du Vertrauen schenken kannst! Scheue das Licht nicht! Aber
dann bringe auch deine Verhältnisse mit den Menschen in
Ordnung! Vielleicht hast du noch unrecht Gut im Haus.
Erstatte es zurück! Oder du hast etwas geliehen, der andere
hat's vergessen, und du hast es, zwar nicht absichtlich, aber
aus Achtlosigkeit behalten. Stelle es dem Eigentümer zu!
Oder du hast einen durch eine lieblose Rede gekränkt oder ihm
durch dein Benehmen weh getan. Gehe unverzüglich zu ihm oder
wende dich schriftlich an ihn und bitte um Verzeihung! Biete
alles auf, daß du dein Haupt ruhig hinlegen kannst!
Vielleicht legt dir Gott noch eine Frist zu, wie einst dem
Hiskia 15 Jahre. Doch in jedem Falle kannst du nicht früh
genug dein Haus bestellen.