2Kö 12,3
Ch.Spurgeon
"Und Joas tat, was recht war in den Augen des Herrn, solange
ihn der Priester Jojada unterwies." 2. Könige 12,3
Die Geschichte des Joas ist höchst eigenartig. Wir sehen
da einen Mann mit jedem nur denkbaren Vorzug, einen Mann,
der jahrelang durch die verheißungsvollsten Charakterzüge
leuchtete und den man doch am Ende nicht für würdig hielt,
in die Gräber seiner Väter neben andere Könige Judas gelegt
zu werden. Leider war er einer königlichen Bestattung nicht
wert, da der letzte Teil seines Lebens seinen ganzen Lauf
verdunkelt und beschmutzt hatte.
Wie wichtig ist es, bei der Prüfung des moralischen und
geistlichen Charakters eines Menschen unter die Oberfläche zu
sehen! Dem Anschein nach war Joas alles, was man nur von ihm
hätte wünschen können - und doch, wäre er wirklich gewesen,
was er zu sein schien, so wäre er nicht davon abgewichen.
Joas hatte zwar gottlose Eltern, war aber von einer
gottesfürchtigen Tante großgezogen worden, die mit dem
Hohenpriester Jojada verheiratet war. Die beiden sorgten für
ihren kleinen Neffen, und Joas hatte dadurch das Vorrecht,
sechs Jahre lang bei ihnen im Haus Gottes versteckt zu
sein. Ich glaube kaum, daß wir den Wert der ersten sechs
Lebensjahre eines Kindes genügend zu schätzen wissen. Die
in diesem Alter empfangenen Eindrücke haben einen mächtigen
Einfluß auf das ganze Leben. Joas befand sich an dem Ort, an
dem Tag für Tag Loblieder zur Ehre Gottes gesungen wurden,
wo beständig Gebete zu Gott emporstiegen.
In seinem siebten Lebensjahr wurde Joas auf merkwürdige Weise
zum König gemacht. Er war ja der Erbe, aber es bedurfte der
größten Vorsicht, und der Priester Jojada führte das Ganze
mit großem Geschick durch. Er setzte ein Schriftstück auf,
das der König zu unterzeichnen hatte. Es enthielt einen Bund
mit Gott, in dem Joas gelobte, dem höchsten König gehorsam zu
sein, unparteiisch nach Recht und Gerechtigkeit zu regieren
und das Volk nicht zu tyrannisieren. Joas herrschte zum
großen Glück und Gedeihen über ein Volk, das unter seiner
Regierung gesegnet wurde. Jojada war währenddessen der treue
Premierminister und Berater seines königlichen Neffen.