2Kö 7,9
Ch.Spurgeon
"Aber einer sprach zum andern: Wir handeln nicht recht.
Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft." 2. Könige 7,9
Wir verstehen gut, daß die vier Aussätzigen, nachdem sie
die große Entdeckung gemacht hatten, daß das syrische Lager
verlassen worden war, zuerst ihren eigenen Hunger und Durst
stillen. Sie taten recht daran. Wer würde anders gehandelt
haben? Ich möchte jeder Seele, die Christus gefunden
hat, den Rat geben, die Aussätzigen in dieser Hinsicht
nachzuahmen. Wenn du den Heiland gefunden hast, so weide
dich an ihm, bereichere dich durch ihn, und dann gehe hin
und verkündige die frohe Botschaft! Ich werde nichts dagegen
sagen, wenn ihr so früh wie möglich geht; aber ich möchte es
vorziehen, daß ihr nicht zu anderen geht, bevor ihr eurer
Sache selbst ganz gewiß seid. Ich möchte gern, daß ihr mit
einem persönlichen Zeugnis auszieht, denn darin liegt eure
größte Kraft. Wenn ihr zu früh aufbrecht und nicht zuerst
schmeckt und seht, wie freundlich der Herr ist, so könnt ihr
zu anderen sagen: "Im Lager ist reichlicher Vorrat." Aber
sie werden antworten: "Warum habt ihr nicht selbst davon
gegessen?" Auf diese Weise wird euer Zeugnis geschwächt. Es
ist gut, wenn euer Glaube die großen Verheißungen ergreift,
denn dann könnt ihr als Botschafter ausgehen und von dem
zeugen, was ihr gesehen habt.
Aber der Punkt, auf welchen ich hinweisen möchte, ist dieser:
Wenn die Aussätzigen die ganze Nacht im Lager geblieben
wären, wenn sie sich ausgestreckt und gesungen hätten:
"Hier wollen wir bleiben", wenn sie überhaupt nicht zu ihren
Landsleuten gegangen wären, die innerhalb der verschlossenen
Stadtmauern hungerten, dann wäre ihr Verhalten brutal und
unmenschlich gewesen. Wenn ihr solche seid, die sich gern an
dem Wort Gottes weiden, habe ich nichts dagegen einzuwenden;
aber wenn alles nur Selbstgenuß ist und nichts danach kommt,
muß ich fragen, zu welchem Zweck ihr gerettet worden seid.
Der Herr ist nicht gekommen, uns zu retten, damit wir uns
selbst leben. Er ist gekommen, uns von unserer Selbstsucht
zu erlösen.
Ch.Spurgeon
"Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft; wenn wir schweigen
und warten, bis es heller Morgen wird, so wird uns Strafe
treffen." 2. Könige 7,9
Ich fürchte, daß manche damit zufrieden sind, sagen zu
können: "Wir trinken nicht. Wir fluchen nicht. Wir spielen
nicht. Wir lügen nicht." Wer hat denn gesagt, daß ihr das
tut? Ihr müßtet euch schämen, wenn ihr so etwas tun würdet.
Aber ist das genug? Was tut ihr wirklich? "Wer nun weiß
Gutes zu tun und es nicht tut, dem ist es Sünde." Ich habe
von vollkommenen Leuten gehört, aber ich habe nie welche
gesehen. Wenn es sich nur um positive Tatsünden handelte,
so könnte ich mich möglicherweise mit solchen Brüdern
vergleichen, denn ich bemühe mich, tadellos zu sein. Aber
wenn ich bedenke, daß Unterlassungssünden wirkliche Sünden
sind, muß ich allen Vollkommenheitsideen Lebewohl sagen,
denn mein vieles Zukurzkommen überwältigt mich.
Lieber Freund, wenn du den Herrn kennst und niemals seinen
Namen bekannt hast, dann hast du nicht recht getan. Wenn du
in Gesellschaft gewesen bist, ohne von Christus zu sprechen,
so hast du versagt. Wenn du Gelegenheit gehabt hast, das
Evangelium Kindern zu erzählen, und hast das nicht getan,
so hast du deiner Aufgabe nicht entsprochen. Wenn die vier
Aussätzigen ihr Geheimnis vierundzwanzig Stunden für sich
behalten hätten, wären vielleicht Hunderte innerhalb der
Mauern Samarias vor Hunger gestorben. Wären dann die
Aussätzigen nicht an ihrem Blut schuldig geworden? Stimmst
du damit überein? Kann eine Unterlassung nicht ebenso Mord
sein wie ein Dolchstich oder ein Schuß? Wenn in deiner
Straße ein Mensch umkommt, weil er den Heiland nicht kennt,
und du dich nie bemüht hast, ihm die frohe Botschaft zu
bringen, wie kannst du am großen Gerichtstag schuldlos sein?
Sage nicht: "Soll ich meines Bruders Hüter sein?" Denn wenn
ihr das tut, habe ich eine schreckliche Antwort für euch.
Ich werde dann sagen: "Nein, Kain, du bist nicht deines
Bruders Hüter, sondern deines Bruders Mörder." Das sind
ernste Wahrheiten; möge Gott sie segnen!