2Kö 5,27
C.Eichhorn
Versteckte Unlauterkeit
Der Aussatz Naemans wird dir anhangen und deinem Samen
ewiglich. 2. Kön. 5, 27
Gehasi, der Diener Elisas, wurde mit dieser schrecklichen
Krankheit bestraft. Gott hat ihn gezeichnet und seinen
verborgenen Unrat zum Vorschein gebracht. Die schmutzige
Geldgier, die er in seinem Herzen barg, ist im Aussatz ans
Licht gestellt worden. Als Diener des Gottesmannes hatte er
täglich Gelegenheit, ihn zu hören und sein Benehmen und Tun
zu beobachten. Eben hatte ihm Elisa ein schönes Vorbild der
Uneigennützigkeit gegeben. Wiewohl Naeman ihm seine reichen
Silber- und Goldschätze anbot, ja aufnötigen wollte, lehnte
der Gottesmann dennoch standhaft jede Belohnung ab. Umsonst
hatte er die Wundergabe von oben empfangen, umsonst spendete
er sie. Es wäre in seinen Augen ein schändlicher Gewinn
gewesen (1. Petr. 5, 2). Gehasi aber konnte es nicht
mitansehen, daß Naeman alle seine Kostbarkeiten wieder mit
fortnahm. Die in seinem Herzen wohnende Habsucht verleitete
ihn zu einer sehr bösen Tat. Mit einer frechen Lüge brachte
er von dem Geld Naemans eine erkleckliche Summe an sich. Er
warf auf seinen Herrn, der sich vorher so entschieden gegen
jede Belohnung gesträubt hatte, ein verdächtiges Licht und
bereitete dadurch auch dem Naeman einen Anstoß bezüglich
der Aufrichtigkeit seines geistlichen Vaters und Führers.
Nachher versteifte er sich Elisa gegenüber in seiner Lüge.
Dieser Gehasi ist ein warnendes Beispiel für alle Zeit. Man
kann in beständigem Verkehr mit einem Gottesmann stehen, man
kann überall dabei sein, wo Gottes Wort in Kraft verkündigt
wird, man kann sich zum Kreis ernster Christen halten: man
ist dabei und gehört doch nicht dazu. Als Jesus auf Erden
weilte, haben sich viele etwas zugute darauf getan, daß sie
"mit ihm gegessen und getrunken hatten" und unter seiner
Predigt saßen. Doch einst wird er sie von sich weisen,
sie sind ihm innerlich fremd geblieben und auf seinen Sinn
nicht eingegangen (Luk. 18, 26). Man kann die äußeren
Manieren eines Gottesmannes annehmen, sich gewisse fromme
Redewendungen angewöhnen, und doch ist es nur eine unwahre
Phrase, unlauteres Scheinwesen. Es ist sehr bezeichnend,
daß Gehasi sagt: "So wahr der Herr lebt", während er
seinen verwerflichen Entschluß zur Ausführung bringt. Wer in
frommen Kreisen sich bewegt und doch nicht von Herzen sich
bekehrt, der wächst sich zu einem Heuchler aus. Und das sind
die Schlimmsten unter den Gottlosen. Sie verstellen sich wie
Satan in Engel des Lichts und sind für andere ein Verderb.
Gott lasse aus uns nicht solche Gehasi- und Judasseelen
werden! Er erwecke in unsern Herzen einen Abscheu vor allem
unwahren Spiel in heiligen Dingen!
Mache den Gedanken bange,
ob das Herz es redlich mein',
ob an dir die Seele hange,
ob wir scheinen oder sein!