2. Könige

2Kö 5,26 J.Kroeker Von Gehasi und seinem Fall.

"Er aber sprach: Wandelte nicht mein Geist mit dir, als der Mann umkehrte von seinem Wagen, dir entgegen? War es auch an der Zeit, Silber zu nehmen und Kleider, Ölbäume, Weinberge, Schafe, Rinder, Knechte und Mägde? So soll nun der Aussatz Naemans dir und deinem Samen anhangen ewiglich! Da ging er von ihm hinaus, aussätzig wie der Schnee." 2.Kön. 5,26-27.

Einem Gehasi fehlte nicht nur die Seelengröße, sondern auch die Seelenfreiheit des Propheten Elisa. Sonst wäre ihm die Stunde der Versuchung zu einer Stunde der Bewährung geworden. Für Elisa war nämlich die Heilung Naemans und dessen Dankbarkeit zu einer Gelegenheit geworden, wo sich die Reinheit und Selbstlosigkeit seiner Seele so wunderbar enthüllen konnte. Für Gehasi wurde sie jedoch zu einer Gelegenheit, wo offenbar wurde, was in seinem Herzen war. Gott sorgt dafür, dass zur rechten Zeit ans Licht kommt, was in den verborgenen Tiefen unsrer Seele schlummert: Die Gerechtigkeit, damit sie ihre Reife erlange - die Ungerechtigkeit, damit sie ihr Gericht finde.

Nicht nur, dass Gehasi nicht die Versuchung bestand, eine so günstige Gelegenheit an sich vorübergehen zu lassen, ohne sie zu seinem persönlichen Vorteil ausgenutzt zu haben, er war sogar fähig, unwahr vor Naeman und selbst vor Elisa zu sein.

Als er dem heimkehrenden Syrer nacheilte, und dieser ihn kommen sah, da stieg Naeman von seinem Wagen und fragte ihn: Gehet es recht zu? Ja, antwortete Gehasi, aber mein Herr hat mich gesandt und lässt dir sagen: Siehe es sind zwei Prophetensöhne vom Gebirge Ephraim gekommen, gib ihnen doch einen Zentner Silber und zwei Feierkleider.

Das ist das Fleisch in seinem wahren Wesen: es erscheint in Unschuld und pflegt doch die Lüge! Elisa hatte Gehasi weder gesandt, noch ließ er dem Naeman etwas sagen. Das Ganze trug aber so das Gepräge der Unschuld, dass Naeman auch nicht den geringsten Zweifel an der Wahrhaftigkeit Gehasis hegen konnte. Er nötigte ihn sogar, das Doppelte für die beiden Prophetensöhne zu nehmen. Außerdem ließ er die Geschenke von seinen Dienern vor Gehasi hertragen. Zu Hause angekommen, entließ Gehasi die Männer und verwahrte die Geschenke in seinem Hause.

Wem Gewinn höher steht als die Reinheit der Seele, der wird auch im Dienst vor unlauteren und unheiligen Wegen nicht zurückschrecken. Was aber auf diesen Wegen gewonnen wurde, führt immer zum Gericht. Bleibende Werte können nicht auf unlauteren Wegen gefunden werden. Nicht nur, dass eines Tages der Gewinn selber wieder verloren geht, man wird selbst ins Gericht mit hineingezogen. Gehasi wurde aussätzig.