2. Könige

2Kö 5,19 A.Christlieb Zieh hin mit Frieden. 2. Könige 5, 19

Naeman legt dem Elisa eine ernste Frage vor. Es ist daheim seine dienstliche Pflicht, den König zu begleiten, wenn er in den Tempel des Götzen Rimmon geht. Darf er das in Zukunft noch tun? Er bittet den Elisa, zwei Säcke voll Erde des israelitischen Bodens mitnehmen zu dürfen. Auf dieser Erde will er dann niederknien, wenn er dort betet. Elisa läßt sich auf keine Erörterung ein, sondern sagt schlicht: ,,Zieh hin mit Frieden." Du brauchst nicht Säcke voll Erde von hier mitzunehmen; zieh nur hin mit einem Herzen voll Frieden. Elisa ist für Naeman ein gottgeschenkter, weiser Seelsorger gewesen. Zuerst hat er ihm geholfen, den Demutsweg zu finden. Jetzt hilft er ihm auf den Friedensweg. Manche erweckte Seele leidet innerlichen Schaden dadurch, daß sie sich an den Menschen hängt, den Gott für sie als Werkzeug benutzt hat. Elisa weist den Naeman von sich weg auf Gott allein. Im Frieden Gottes soll er heimkehren zu seiner Familie und zu seinem König. Es soll ihm nicht schaden, wenn er nicht mit Lust, sondern nur in Erfüllung seiner Pflicht den Götzentempel betritt. Er kann dann auch in Rimmons Haus zu dem lebendigen Gott beten. Er soll sich nur ängstlich hüten vor der Sünde, dann ist alles gut. Jungerweckte Seelen sollen sich davor hüten, an Äußerlichkeiten hängenzubleiben, die sie an einem Segensort gefunden haben. Ob man in Arbeitskleidung draußen auf dem Feld niederkniet, oder daheim im Kämmerlein, ist gleichgültig. Vor Gott ist es zehnmal besser, wenn jemand mit gebeugtem Herzen auf heidnischem Boden kniet, als wenn er stolzen Herzens an einem geweihten Ort betet. Hüte dich nur vor der Sünde, vor dir selbst und vor der Tücke deines Herzens und meide alle Orte, wo du den Frieden des Herzens verlierst.





J.Kroeker Von der Erkenntnis Gottes.

"Er sprach zu ihm: ,Gehe hin in Frieden!'" 2.Kön. 5,19.

Großes hatte Naeman erlebt. Er konnte kaum sein Glück fassen, das ihm geworden war. Jene Krankheit, die bisher so unerbittlich am Mark seines Lebens genagt hatte, war verschwunden, und er durfte heil vom Aussatz zu seiner Familie und zu seinem Volk und König ziehen.

Allein an Naeman war noch weit mehr geschehen. Seine letzten Erfahrungen hatten ihn zur Erkenntnis des lebendigen Gottes gebracht. Die Genesung seines Körpers hatte auch zur Genesung seiner Seele geführt. Ihm stand fest, dass allein der Gott, der sich so wunderbar in der Heilung seines Körpers bewiesen hatte, der alleinige und wahre Gott sein könne.

Diesem Gott seines Heils sollte hinfort alle seine Liebe und Verehrung gelten. Ihm wollte er allein dienen auch in Damaskus. Naeman war es innerlich unmöglich, auch in Zukunft noch vor den Göttern seines Volkes zu knien und sie als Götter anzubeten und zu verehren. Sein Leben und seine Verehrung konnte hinfort nur dem Gott gelten, der seine Macht so wunderbar ihm zum Heile geoffenbart hatte. Allein dieser Entschluss brachte Naeman in schwere innere Konflikte. Wie sollte er diese Anbetung des wahren, lebendigen Gottes auf heidnischem Boden praktisch durchführen? Das war die schwere Frage, die den geretteten Syrer innerlich so tief bewegte.

Da kam er in seiner inneren Seelennot auf folgenden Gedanken: Um sich nicht an dem lebendigen und wahren Gott zu versündigen, den er so wunderbar auf dem Boden Israels erlebt hatte, wollte er sich die Erlaubnis erbitten, zwei Maultierlasten kanaanäischer Erde mitzunehmen, damit er auf derselben seine Brand- und Schlachtopfer dem Gott Israels auch in Damaskus darbringen könne.

Wie lautete nun die Antwort des Propheten? Hatte er ein Verständnis für die Glaubens- und Gewissensnöte dieses zur wahren Gotteserkenntnis gelangten Naeman? Die Antwort, die Elisa gab, zeigt uns den Gottesknecht auch hier in seiner wahren Seelengröße. Er überschüttete das zur Erkenntnis und Gemeinschaft des lebendigen Gottes hindurchgedrungene Leben nicht mit israelitischen Kultus- und Opferregeln, er sprach zu ihm vielmehr das große Wort: "Gehe hin in Frieden!" Denn der Gott, der sich im Leben Naemans groß genug erwiesen hatte, ihn vom Aussatz zu erretten, wird auch groß genug sein, ihn im Dienste seines Königs und Volkes zu bewahren, damit seine gewonnene Gotteserkenntnis nicht verdunkelt werde und sein Glaube nicht Schiffbruch erleidet.