2Kö 5,18
J.Kroeker
Über Gottes Offenbarungsträger.
"Nur das wolle Jehova deinem Knechte zugute halten: wenn
mein Herr in das Haus Rimmons geht, daselbst anzubeten, und
er sich auf meine Hand lehnt und ich in dem Hause Rimmons
niederfalle, so wolle Jehova dieses mein Niederknien im Hause
Rimmons deinem Knechte aus diesem Grunde vergeben! Er sprach
zu ihm: Geh' hin in Frieden!" 2.Kön. 5,18-19.
Die Antwort, die Elisa dem Naeman gab, zeigt uns den
Gottesknecht auch hier in seiner wahren Seelengröße. Er
überschüttete das zur Erkenntnis und Gemeinschaft des
lebendigen Gottes hindurchgedrungene Leben nicht mit
israelitischen Kultus- und Opferregeln, sondern sprach zu
ihm das große Wort: "Gehe hin in Frieden!"
Das Wort Schalom, mit dem der Prophet den Syrer entließ,
besagte jedoch weit mehr als unser Wort Friede zum Ausdruck
bringt. In dem hebräischen Ausdruck wird das ganze
Wohlergehen an Leib und Seele wiedergegeben, das ganze Heil
zusammengefasst, das allen Mangel und jede Not ausschließt.
In diesem Heile seines Gottes sollte Naeman seine Straße
ziehen. Er sollte sich sein Glück und seine Freude nicht
durch die Sorge trüben lassen, wie er sich durch neue Formen
von Kultübungen die Gunst des anerkannten lebendigen Gottes
würde erhalten können. Denn wahre Gottesgemeinschaft soll
die Seele nicht in eine neue Form von Furcht und Knechtschaft
bringen, sondern sie die Luft eines für die Freiheit des
Geistes berufenen Kind es im Vaterhaus atmen lassen. Elisa
belastete daher das junge zarte Gewissen nicht mit einer
Menge religiöser Verordnungen. Er entlastete es vielmehr von
seiner Furcht. Er stellte es von vornherein auf den Boden,
wo man lernt, von Gott sich von Fall zu Fall den Weg zeigen
zu lassen, den man ohne Beschwerung seines Gewissens gehen
kann.
Das ist bezeichnend für den Dienst wirklich großer Seelen im
Reich Gottes. Sie binden nicht, sondern lösen und machen das
Leben des Nächsten frei für einen unmittelbaren Verkehr mit
Gott. Selbst abhängig von Gott, führen sie auch ihre Brüder
in dieselbe Abhängigkeit. Sie sehen ihre Bewahrung und
Leitung weniger in den Mitteln, die Gott braucht, sie finden
sie vielmehr in Gott, der die Mittel wählt. Daher gibt es
für sie keine höhere Garantie für alle Zukunft, als den
unmittelbaren Verkehr der Seele mit Gott. Auf diesen verwies
auch Elisa den Naeman, als er ihm das große Wort sagte:
"Ziehe hin in Frieden!" War Gott groß genug gewesen, ihn zu
retten, Er wird auch groß genug sein, ihn zu bewahren.